Satte Lohnerhöhung für Angestellte: Berliner Lehrer verdienen 50 Prozent mehr

Junglehrer sollen bald 1.200 Euro brutto mehr im Monat bekommen. Damit will der Senat die Abwanderung in andere Länder stoppen.

Geld zählen: Jetzt neu auf dem Stundenplan für Berliner Lehrer. Bild: AP

Mit drastisch erhöhten Gehältern will der Senat die Abwanderungswelle junger Pädagogen stoppen: Angestellte Junglehrer sollen ab August 1.200 Euro brutto mehr pro Monat verdienen, eine Steigerung von fast 50 Prozent. Mittelfristig ausgerichtet sind zwei andere Entscheidungen: Insgesamt 2.200 statt 1.900 Plätze in der praktischen Lehrerausbildung, dem Referendariat, und 150 zusätzliche Studienplätze sollen für mehr Nachwuchs sorgen. Dieses Paket kostet rund 30 Millionen Euro jährlich, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Dienstag.

Hintergrund ist der wachsende Lehrermangel, der aus einer Pensionierungswelle, Abwanderung und einer Abwerbekampagne anderer Länder folgt. In Brandenburg rechnet man wegen eines Überhangs erst 2014 mit Lehrermangel. Anders Berlin: Wowereit sah hier jüngst ein "Erpressungspotenzial" junger Lehrer. Der Tarifvertrag ermöglicht die Erhöhung als "übertarifliche Eingruppierung".

Konkret bedeutet der Senatsbeschluss, dass beispielsweise ein 33 Jahre alter, angestellter Lehrer, verheiratet, ein Kind, künftig statt rund 2.600 Euro monatlich über 3.800 Euro verdient. "Wir glauben, dass wir damit das Gehaltsgefälle zu den anderen Bundesländern deutlich reduziert haben", so Wowereit. Zudem sprächen die gegenüber Stuttgart oder Hamburg geringeren Lebenshaltungskosten für Berlin. Wowereit hatte mehrfach vor einem Gehaltswettbewerb der Länder gewarnt und erfolglos zu einem gemeinsamen Vorgehen aufgerufen.

Auf keinen Fall will der Senat neues Personal wieder als Beamte einstellen. "Wir werden jetzt nicht aufgrund der schwierigen Situation diese Grundsatzentscheidung zurücknehmen", sagte Wowereit. In Berlin gibt es rund 6.000 angestellte und 23.000 verbeamtete Lehrkräfte.

Die Opposition im Abgeordnetenhaus bewertete die Gehaltserhöhung als richtigen Schritt, der aber zu spät komme. "Der Senat läuft einem abgefahrenen Zug hinterher", sagte die FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben. Zu viele Lehrerinnen und Lehrer, auf Berliner Kosten ausgebildet, hätten das Land bereits verlassen. Auch die CDU kritisierte, dass der Senat erst jetzt handele, da es zu einem "regelrechten Exodus an jungen Pädagogen" komme. Die Grünen reklamierten die Idee höherer Gehälter für sich.

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