Weiterer Autobauer kriselt: Das Daimler-Desaster

Der Autobauer Daimler verkauft weniger Autos und leidet unter der milliardenschweren Last durch die Chrysler-Beteiligung.

Funkelndes Auto täuscht nicht über die miesen Geschäftszahlen hinweg: die Kulisse der Daimler-Bilanz-PK Bild: ap

STUTTGART taz Im letzten Quartal 2008 hat die Finanz- und Wirtschaftskrise die Daimler AG härter getroffen als erwartet. 1,5 Milliarden Euro Verlust machte der Konzern insgesamt binnen drei Monaten, mit dem reinen Fahrzeuggeschäft 1,9 Milliarden Euro (Ebit). Schlimmer soll es 2009 kommen: Im ersten Quartal erwartet Daimler einen Verlust im Milliardenbereich, ohne genauere Zahlen zu nennen. "Weitere erhebliche Belastungen" erwartet der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche für das Jahr 2009, der Umsatz soll deutlich zurückgehen. Bereits 2008 sank er auf 95,9 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 99,4 Milliarden.

Selbst das Kerngeschäft, die Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz, verbuchte ein Minus von 359 Millionen Euro im vierten Quartal 2008, der Absatz ging um 22 Prozent zurück. Für das Gesamtjahr steht für den Konzern zwar noch ein Reingewinn von 1,4 Milliarden Euro, allerdings nur wegen guter Zahlen aus dem ersten Halbjahr. 2007 betrug der Gewinn noch vier Milliarden Euro.

Die Belegschaft muss sich auf weitere drei Monate Kurzarbeit gefasst machen, momentan sind noch bis Ende März bundesweit 50.000 Mitarbeiter davon betroffen. Offene Stellen sollen nicht neu besetzt werden. "Wir nutzen die natürliche Fluktuation sehr weitgehend", sagte Zetsche. Allerdings sind betriebsbedingte Kündigungen nicht geplant. Momentan besteht ohnehin ein tariflicher Beschäftigungspakt bis Ende 2011. Mitarbeitern müsste also ein Ausstieg aus dem Unternehmen mit teuren Abfindungen schmackhaft gemacht werden. Wahrscheinlich ist auch, dass die im November ausgehandelte Gehaltserhöhung der Mitarbeiter von 2,1 Prozent von Mai auf Dezember verschoben wird.

Noch bekommen die 118.000 Mitarbeiter der Daimler AG Erfolgsprämien: 1.900 Euro pro Person für das Jahr 2008. Im Jahr zuvor waren es noch 3.750 Euro. Auch die Daimler-Aktionäre bekommen deutlich weniger: Statt 2 Euro Dividende pro Aktie sind es diesmal nur noch 60 Cent. Zetsche kündigte an, es werde 2009 keine Gehaltserhöhung für Führungskräfte geben, zudem seien Boni abhängig vom Erfolg des Unternehmens. 2009 könnten sie also wegfallen.

Ein Sparprogramm in Milliardenhöhe soll ab dem zweiten Halbjahr 2009 den Konzern wieder aus den roten Zahlen helfen. Allein in der Verwaltung will Daimler im Vergleich zu 2004 eine Milliarde Euro einsparen. Auch die Produktivität soll weiter steigen. Bereits heute wird ein Mercedes-Benz um ein Drittel schneller produziert als noch 2005. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von verbesserten Verbrennungsmotoren, Hybrid-Wasserstoff- und Elektroantrieben sollen dagegen nicht gekürzt werden.

Für das Jahr 2009 rechnet Zetsche mit einem weiteren Einbruch der globalen Pkw-Nachfragen um 10 Prozent. In den vergangenen Tagen war wieder von einer schon länger verhandelten Zusammenarbeit von BMW und Daimler beim Einkauf von Fahrzeug-Komponenten und der Entwicklung von Motoren berichtet worden. Bei der Hybrid-Entwicklung arbeiten schon heute beide Konzerne zusammen. Spekulationen, Daimler könne sich gar einen neuen Fusionspartner suchen, gab Zetsche allerdings eine klare Absage: "Wir haben die Substanz und die Kraft, als Unternehmen allein durch die Krise zu gehen, auch wenn im zweiten Halbjahr 2009 keine Erholung eintritt."

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