Neue Milliarden für GM: Was wird aus Opel?

Opels Betriebsrat fürchtet wegen GMs Sanierungsplänen einen massiven Stellenabbau. Unklar ist, ob ein Verkauf von Opel helfen würde: Die Firma ist eigentlich zu klein zum Überleben.

Besser in nationalem Besitz? Gefährdetes Opelwerk in Bochum. Bild: dpa

RÜSSELSHEIM taz Da steht er vor dem Tor des längst nicht mehr in Betrieb befindlichen alten Opelwerks in der Rüsselsheimer Innenstadt: der in Bronze gegossene Firmengründer Adam Opel. Sein Blick geht weit nach Westen, nach Detroit in den USA, zur Muttergesellschaft General Motors (GM). Dort entscheidet sich das Schicksal von Opel - und vielleicht sogar aller Produktionsstandorte von GM Europe.

Aus den USA aber erreichten den alten Adam und die seit Montag in Rüsselsheim versammelten Betriebsräte aller Werke von Opel, Saab und Vauxhall am Dienstag nur schlechte Nachrichten.

Zwar bewilligte die US-Regierung von Präsident Barack Obama GM einen zweiten, von der Konzernleitung für das Überleben des größten Autobauers der Welt erbettelten Beistandskredit in Höhe von vier Milliarden US-Dollar. Doch die Finanzagentur Bloomberg will schon vor dem von GM für gestern Abend avisierten Statement zur Zukunft des gesamten Konzerns erfahren haben, dass GM drei Werke von Opel in Europa und die schwedische Tochtergesellschaft Saab komplett verkaufen oder gleich schließen wolle.

Die Fabriken in Bochum und im belgischen Antwerpen könnten geschlossen, das Werk in Eisenach veräußert werden, berichtete Bloomberg. Diese Maßnahmen seien ein Teil des von der US-Regierung als Gegenleistung für die erneute Kreditvergabe verlangten Rettungsplanes für GM. Eine Hiobsbotschaft für die Europäer also. In Deutschland beschäftigt Opel mehr als 25.000 Menschen in vier Werken in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern.

Der Gesamtbetriebsrat GM Europe, dem der Opel-Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz vorsteht, hatte wohl schon eine Vorahnung: "Die GM-Sanierungskonzepte führen zum Ende der europäischen Marken", heißt es in einem Schreiben der Arbeitnehmervertreter an die Belegschaften vom Montag. Der Rettungsplan der Betriebsräte von Opel, Vauxhall und Saab sowie der Führung von GM Europe ist noch diffus.

"Die Ausgliederung ist die einzig vernünftige und machbare Handlungsalternative für GM", schreiben Franz und sein Stellvertreter in einem offenen Brief an die Mitarbeiter aller Werke von GM Europe, die sich nach den Vorstellungen der Betriebsräte in einer europäischen Holding unter dem Dach von Opel neu formieren könnten - bei einer Minderheitsbeteiligung von GM.

Auch GM Europe Chef Carl-Peter Forster soll in dieser Sache bereits im Kanzleramt vorstellig geworden sein. Und dass die geplanten Sparmaßnahmen von GM dafür sorgen würden, "dass Opel und Vauxhall innerhalb der nächsten eineinhalb bis zwei Jahre zusammenbrechen werden".

Noch in der vergangenen Woche allerdings hatte sich Franz gegen entsprechende Pläne gewandt: Die Herauslösung von Opel und GM Europe aus dem Konzern sei illusionär und unrealistisch, so Franz in einem WAZ-Interview. Man verkaufe nämlich nur 1,6 Millionen Autos in Europa und könne damit nicht die enormen Investitionen tätigen, "die jetzt für die technologische Aufstellung notwendig sind".

Das sehen Branchenkenner genauso: "Opel allein ist im globalen Wettbewerb nicht überlebensfähig", meint etwa der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Bratzel. Und auch der Staat könne die Wettbewerbsfähigkeit von Opel nicht gewährleisten. Staatsbeteiligungen seien "höchstens als Übergangslösung" denkbar.

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