Kultursponsoring in der Krise: VW lässt Deutsche Oper hängen

Die Krise erfasst die Kultur, Sponsoren und ihr Geld brechen weg. Volkswagen kündigt der Deutschen Oper, die Berlinale feiert weniger, an Theatern geht die Angst um.

Da läufts Opernfreunden kalt den Rücken runter: Die Deutsche Oper muss mangels Großsponsor sparen Bild: AP

Die Wirtschaftskrise schlägt auf den Berliner Kunst- und Kulturbereich durch. Infolge der dramatischen Einbrüche in vielen Branchen stellen Unternehmen ihre Sponsorentätigkeiten ein oder überdenken sie. Als erster großer Geldgeber hat jetzt der Automobilkonzern Volkswagen (VW) seine Unterstützung für die Deutsche Oper aufgekündigt. Dem Haus an der Bismarckstraße fehlen damit jährlich rund eine Million Euro. Bei einem Gesamtetat von 37 Millionen Euro stoße die Oper mit diesen Ausfällen nun "an totale Grenzen", so Intendantin Kirsten Harms. Dadurch seien sowohl Arbeitsplätze als auch künstlerische Ziele gefährdet.

VW wollte keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Sponsoring-Ausstieg bei der Deutschen Oper und der Krise herstellen. Das Unternehmen sei nicht kurzfristig aus der Förderung ausgestiegen, beschwichtigte eine Sprecherin. Vielmehr sei der Vertrag mit der Oper nicht verlängert worden. Anderswo ist der Zusammenhang dagegen eindeutig: Am Montag war bekannt geworden, dass der Autobauer Daimler bei der Grimme-Preis-Vergabe in Marl als Hauptsponsor - als Reaktion auf die Krise - aussteigt.

Der Deutsche Kulturrat, die Dachorganisation der Kulturverbände, sieht harte Zeiten auf die Kultureinrichtungen insgesamt zukommen. Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte, es zeichne sich "bereits jetzt unübersehbar ab, dass die private Kulturförderung durch Sponsoring und durch Stiftungen deutlich zurückgeht". Mit weniger Spenden muss etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) haushalten. Standen im Jahresbericht 2006 noch 2,5 Millionen Euro zu Buche, so lagen die Einnahmen 2008 bei "knapp zwei Millionen Euro", wie Hermann Parzinger, Chef der Stiftung, in der vergangenen Woche sagte. Es sei auch "in aller Deutlichkeit abzusehen", dass dies zukünftig nicht ausreichen werde - sprich weniger wird.

Enger wird es auch für Museums- oder Theatermacher. Bei denen gehe "die Angst" um, dass private Geldgeber wegen der Finanzkrise alles auf den Prüfstand stellen und "abspringen könnten", wie eine Dozentin der European School of Management zu bedenken gibt.

Sabine Hertwig, für Kommunikation und Marketing am Theater an der Parkaue zuständig, ist froh, dass alle Geld- und Sachmittel für ihre aktuelle Kinder- und Jugendprojektwoche Winterakademie "geflossen sind". Es sei aber abzusehen, dass es künftig schwieriger werde, neue Partner für neue Projekte zu finden. "Die werden weniger und nicht mehr." Und kurz vor Beginn der Berlinale stellt Festivalchef Dieter Kosslick den gleichen Trend fest: Bei den Sponsoren-Events seien Einbrüche von bis zu 50 Prozent zu verzeichnen.

Andererseits: Es gibt auch Firmen, die sich an ihre vertraglichen Zusagen halten. Harms Opern-Konkurrentin, die Staatsoper Unter den Linden, darf weiter auf die 30-Millionen-Euro-Spritze der Dussmann-Gruppe für die Sanierung des Hauses hoffen. Nach Angaben des Sprechers Steffen Ritter ist nicht daran gedacht, sich vom Sponsoring der Staatsoper oder dem von Musikschulen zurückzuziehen. "Nein, das machen wir nicht", sagte Ritter zur taz. Er räumte aber ein, dass in Folge der Wirtschaftsflaute "keine zusätzlichen Aktivitäten zur Unterstützung von Kultureinrichtungen geplant werden".

Auch die Deutsche Bank und Josef Ackermann schütten noch ihr - obwohl schmaler gewordenes - Füllhorn über die Berliner Philharmoniker aus. "Es hat keine Streichungen bisher gegeben und wir hoffen, dass es so weitergeht", sagte Elisabeth Hilsdorf, Sprecherin der Philharmoniker. "Obwohl wir die Warnungen kennen", wie sie noch anmerkte.

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