Grüne Woche I: Nach der Ernte ist Schluss

In Brandenburg werden zwar viele Biolebensmittel angebaut, aber wenig verarbeitet: Die Öko-Bauern verschenken Potenzial, sagen Politiker und Verbände. Sie wollen die Vermarktung stärken.

Es gibt auch eine Debatte um Gen-Food: Riesenapfel auf der Grünen Woche Bild: REUTERS

Vom 16. bis zum 25. Januar findet die Grüne Woche auf dem Messegelände (Messedamm 22) statt. Die weltgrößte Agrar- und Verbraucherschau ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet - am nächsten Freitag sogar bis 21 Uhr. Ein Tagesticket kostet 12 Euro, eine Gruppenkarte für mindestens 20 Personen 10 Euro. Die Dauerkarte ist für 35 Euro erhältlich. StudentInnen und SchülerInnen bekommen Ermäßigung. Tickets können an den Kassen erworben oder unter der Telefonnummer 30 69 69 69 bestellt werden. Zu erreichen ist das Messegelände mit S- und U-Bahn. Die nächsten S-Bahnhöfe sind Eichkamp/Messe Süd, Westkreuz und Witzleben/Messe Nord. Die nächsten U-Bahnhöfe sind Theodor-Heuss-Platz und Kaiserdamm. Über insgesamt 115.000 Quadratmeter erstreckt sich die Messe in 26 Hallen. Acht Kilometer müssen Besucher zurücklegen, wenn sie alle Stände der 1.600 Aussteller abklappern wollen. Für das komplette Erlebnis- und Informationsprogramm aus Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau sollte der Besucher deshalb drei volle Messetage einplanen, empfehlen die Veranstalter. DDP, TAZ

Berlin ist die Boom-Stadt der Biobranche: Allein 40 Biosupermärkte haben in den vergangenen Jahren eröffnet, so viele wie in keiner anderen Metropolregion in Deutschland. Die Bauern im Brandenburger Umland profitieren davon jedoch kaum - oft genug sind es der Bioapfel aus Italien oder die Biomango aus Übersee, die in Berliner Ladenregalen ausliegt, während Ökolandwirte in der Mark um ihre Existenz kämpfen. Politiker und Lobbyisten haben daher zu Beginn der Grünen Woche in Berlin einen massiven Ausbau der Verarbeitungsbetriebe in Brandenburg gefordert. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die in der Region erzeugten Rohwaren schnell und effizient vor Ort verwertet und in den Handel gebracht werden können.

"Im Moment ist es oft so, dass unsere Bauern produzieren, und Betriebe in anderen Bundesländern verarbeiten die Waren weiter", sagte Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag. "Wenn die Verarbeitung und Vermarktung von ökologisch erzeugten Produkten in Brandenburg stärker etabliert ist, dann werden auch mehr Brandenburger Bioprodukte in Berliner Geschäften zu finden sein." Anders als viele Fachverbände äußerte sich Woidke zurückhaltend zu einem Ausbau der ökologisch bewirtschafteten Flächen, das habe keine Priorität.

Mit knapp 10 Prozent hat das Land bereits den höchsten Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche in Deutschland - das Potenzial, um die anhaltende Nachfrage nach Biolebensmitteln zu stillen, ist also da. Bei den Verarbeitungsbetrieben liegt Brandenburg allerdings deutlich unter dem Bundesdurchschnitt: Laut einer Marktstudie der Technischen Universität Berlin aus dem Jahr 2005 lag der Anteil der Ökofirmen in der Branche bei 15 Prozent, bundesweit waren es 26 Prozent. Das Verhältnis dürfte sich seitdem kaum geändert haben.

Derzeit würden viele Chancen verschenkt, stimmte der Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau in Berlin und Brandenburg, Michael Wimmer, dem Agrarminister zu. Denn Rohstoffe seien in der Region ausreichend vorhanden; veredelte Produkte für die Berliner Bioläden fehlten allerdings, erklärte er. "Hier schlummert für das strukturschwache Brandenburg noch ein riesiges Potenzial für Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum."

Wimmer verwies auf die Bio-Fleisch- und Wurstmanufaktur in Velten (Oberhavel), die im April vergangenen Jahres eröffnet wurde. Knapp 4 Millionen Euro wurden dort investiert, Besucher können sich in der "gläsernen Produktionsanlage" informieren, wie aus dem Schlachtvieh nach und nach eine Wurst wird.

Das gleiche Prinzip strebt die "gläserne Molkerei" in Münchehofe an, die im kommenden Herbst den Betrieb aufnehmen will. "Die Menschen sollen einen Bezug zu den Lebensmitteln erhalten, die sie verzehren", sagte Britta Jaehnke von der Molkerei.

Das Unternehmen, das Milch von Bauern aus Brandenburg und den umliegenden Bundesländern verarbeitet und an den Berliner Naturkostgroß- und -einzelhandel liefert, plant aus diesem Grund die Einstellung von insgesamt 39 neuen Mitarbeitern im strukturschwachen nördlichen Spreewaldgebiet.

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