Jack Bauer wieder im Einsatz: Terror von morgen

Die erstaunlich realistische Echtzeit-Krimiserie "24" mit Kiefer Sutherland geht in die siebte Staffel - aber nur im Pay-TV (Premiere 4, 5.15/20.15 Uhr)

Am 12.1. gehts in die siebte "24"-Staffel - zeitgleich mit den USA. Bild: dpa

Den USA geht es richtig dreckig - und nur ein einziger Mann kann sie vor dem Untergang retten. Ausnahmsweise handelt es sich bei diesem Mann in der US-Serie "24" nicht um Barack Obama. Mangelnder Realismus? Nicht doch. In "24" ist das, was gerade wirklich passiert, längst Vergangenheit: Einen schwarzen Präsidenten hatten die USA hier schon vor acht Jahren. Gefälschte Beweise, die einen Krieg im Nahen Osten auslösen könnten, waren für "24"-Zuschauer lange vor Colin Powells legendärer Sicherheitsratsshow nichts Neues mehr. Und gesetzlos gefoltert wurde in "24" schon, da konnte noch kein Mensch Abu Ghraib buchstabieren.

Die Demokratie wankt also, die Welt geht unter, und nur einer kann all das verhindern: Kiefer Sutherland als Jack Bauer, jetzt schon zum siebten Mal. Da erheben sich Zweifel, ob das Konzept noch trägt, nach einer beispiellos schwachen sechsten Staffel, in der Bauer es weniger mit bösen Terroristen zu tun hatte und mehr mit seiner hanebüchenen Familiengeschichte (der Oberböse war ausgerechnet sein Vater). Nach einem Jahr Zwangspause, bedingt durch den Hollywood-Drehbuchautorenstreik, in dem "24" kaum vermisst wurde. Nach dem stinklangweiligen Product-Placement-TV-Film "24: Redemption" zur Vorbereitung der Rückkehr, in dem Jack Bauer sich in Afrika eine zweistündige Ein-Mann-Feldschlacht gegen schwerbewaffnete Söldner lieferte. Ist "24" also erledigt?

Der Pay-TV-Sender Premiere, der nach RTL2 und ProSieben hierzulande die Ausstrahlung übernommen hat, bemüht sich nach Kräften, diese Frage schon im Vorfeld zu verneinen. Zu diesem Zweck gab es für Journalisten "Redemption" schon vorab plus Telefoninterviews mit den Produzenten, und demnächst kommt sogar Kiefer Sutherland persönlich nach München. Das Gespräch mit dem Produzenten Evan Katz erweckt tatsächlich Hoffnung, wenn es auch letztlich wenig aufschlussreich bleibt, weil der Mann vertragsgemäß kein Sterbenswörtchen über den Inhalt der neuen Staffel erzählen darf: Nein, es werde diesmal keine weiteren familiären Verwicklungen für Bauer geben, erzählt Katz - was auch schwer möglich wäre, sind doch Vater, Bruder und Ehefrau längst dunklen Mächten und/oder Jack Bauer selbst zum Opfer gefallen. Immerhin gibt es ja noch diesen nervigen Neffen - könnte es nicht sein, dass der sich als Sohn Bauers entpuppt? Nein, da lacht Katz, man habe aber tatsächlich darüber nachgedacht. In der neuen Staffel regiert eine Frau die USA - ist die wie Hillary Clinton oder wie Sarah Palin? Nun, wie hätten Sie sie denn gerne, fragt Katz und verrät: nichts.

Immerhin so viel ist bekannt: Bauers "Counter Terrorist Unit" (CTU) ist aufgelöst worden. Und am Anfang sitzt Bauer vor einem Regierungsausschuss, wo er sich für seine ungesetzlichen Methoden rechtfertigen muss. Das zeugt von angenehmer Selbstironie der Serienmacher - obwohl man sicher sein kann, dass nach etwa fünf Minuten wieder der übergesetzliche Notstand ausbricht, der es Bauer erlaubt, weiter seinem Handwerk nachzugehen.

Die Quoten der deutschen Ausstrahlung litten bisher stets darunter, dass die Fans nicht auf die Synchronisation warten wollten und sich die neuesten Folgen gleich nach der US-Sendung illegal aus dem Internet holten. Premiere hat reagiert und zeigt "24" nun zeitgleich mit FOX in den USA. Das wird wohl wenig helfen: Die ersten vier Folgen waren bereits vorgestern, noch vor der US-Erstsendung, im Netz zu haben - offenbar von einem "24"-Insider verbreitet, der, so sein Kommentar, "der Community etwas zurückgeben wollte". Gar Kiefer Sutherland selbst? Das würde er wohl nur unter Folter zugeben.

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