Konzeptband Kraftwerk: Mensch verlässt Maschine

Das Gründungsmitglied Florian Schneider soll Kraftwerk verlassen haben. Und bemerkt hat es – fast – keiner. Bliebe nur noch einer der beiden Gründer der einflussreichen Band übrig.

Bei Kraftwerk ist es eigentlich egal, wer auf der Bühne steht (wie hier im April 2008 bei einem Festival in Kalifornien). Bild: reuters

Es ist nur ein Gerücht. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass Florian Schneider schon bei den letzten Konzerten seiner Band Kraftwerk nicht mehr auf der Bühne stand (ja, wir haben es auch nicht bemerkt), hat es eine hohe Plausibilität: Das amerikanische Popkulturinternetportal pitchforkmedia meldet, dass Schneider Kraftwerk verlassen hat. Kraftwerk selbst haben sich noch nicht geäußert. Das heißt allerdings nicht viel. Sie äußern sich nämlich generell eher selten. Stimmt es, bliebe also nur noch ein Gründungsmitglied bei der wichtigsten deutschen Band der vergangenen zweitausend Jahre - Ralf Hütter.

Hütter und Schneider gründeten Kraftwerk zusammen 1970 (ihr drittes Album hieß dann auch "Ralf und Florian", von 1973) und bildeten seitdem den konzeptuellen Kern der Band - wichtig, denn Kraftwerk waren und sind ja vor allem das: Konzept. "Es wird immer weitergehen / Musik als Träger von Ideen", fassten sie das in "Musique Non Stop" zusammen und tatsächlich waren sie darin einflussreich wie kaum eine andere Band. Mit fast allem, was sie machten, haben Kraftwerk so dermaßen recht behalten, dass sich die Überraschung über Zeilen wie "Automat und Telespiel / leiten heut die Zukunft ein / Computer für den Heimbetrieb / Computer für das Eigenheim" ("Computerwelt") von 1981 gar nicht mehr richtig kommuniziert. Was damals klang wie ein bedrohliches Signal aus der Zukunft, ist heute schlichter Alltag.

Man kann es auch Ironie nennen (oder den letzten und vielleicht größten Triumph von Kraftwerk): Das Zweiergespann, das die Mensch-Maschine erfunden hat und von der Fantasie sang, ein Roboter zu sein, das ins Studio ging wie andere ins Büro, trennt sich und fast keiner merkt es - weil das Konzept so erfolgreich ist, dass man sich für die beiden, die dahinterstehen, kaum interessiert.

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