Das Christentum bei Arte: Die Leichtigkeit des Neins

Allein gegen den Ernst: "Paris-Berlin. Die Debatte: Brauchen wir das Christentum?" (Donnerstag, 22.35 Uhr, Arte).

Thea Dorn moderiert die Paris-Berlin-Debatte über das Christentum. Bild: arte/markus hilß/interscience film

So richtig schön wird eigentlich nur in Frankreich diskutiert. Da wird weit ausgeholt, der eigene Gedankenreichtum zelebriert, das Ganze gewürzt mit kleinen Sprachwitzen, literarischen Anspielungen und persönlichen Anekdoten. Vor allem aber wagt man schnell mal einen Sprung über ein paar Jahrhunderte und mehrere Kulturen, um die eigene These zu belegen - so werden Diskussionen lebendig.

Sorry für die Klischees, aber eine solche Debattenkultur hätte man sich bei der am Donnerstag auf Arte ausgestrahlten Diskussionsrunde "Paris-Berlin. Die Debatte: Brauchen wir das Christentum?" gewünscht. Denn das Thema ist für 60 Minuten so groß, dass man es unterhaltsam nur zu fassen bekommt, wenn man es französisch-leicht zu diskutieren bereit ist. Das aber wagte nur der einzige Franzose in der Runde, Philippe Val, Chefredakteur der Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Seine drei deutschen Gesprächspartner, Wolfram Weimer, Chefredakteur von Cicero, der Schriftsteller Richard Wagner und die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, nahmen das Thema sehr deutsch, also sehr ernst - was der Diskussion unter Leitung der Autorin Thea Dorn gar nicht guttat.

Denn natürlich kann man die Frage "Brauchen wir das Christentum?" relativ einfach mit der Gegenfrage kontern: Brauchen wir die Erde? Theoretisch nicht, praktisch schon. Denn unser Denken und unsere abendländische Kultur sind so durchdrungen von der christlichen Tradition, dass es ziemlich müßig ist, sich damit zu beschäftigen, ob wir sie vielleicht nicht brauchten. Wir haben diese Tradition eben, und unser Leben wird noch lange davon geprägt sein. Es bleibt nur die Frage, wie dominant diese Tradition sein sollte, gerade im öffentlichen Leben.

Und leider blieb Val hier mit seiner Forderung nach einer strikten Trennung von Staat und Kirche, diesem typisch französischen Laizismus, allein. Der Debatte hätte es gutgetan, wenn man ihm noch jemanden zur Seite gestellt hätte. Vielleicht noch eine Französin, einen Franzosen. Der Leichtigkeit wegen.

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