Schalke gegen Manchester City: Tristesse auf dem Rasen

Depression auf Schalke: Nach der blutleeren Vorstellung der Mannschaft beim 0:2 gegen Manchester City richteten die enttäuschten Fans ihren ganzen Frust gegen den Manager Müller. Der gibt sich tapfer.

Augen zu und durch: "Ich würde nicht von Stillstand oder Tiefpunkt sprechen, sondern von einem Rückschlag", meint Manager Müller (rechts). Bild: dpa

GELSENKIRCHEN dpa Tristesse auf dem Rasen, Wut und Zorn auf den Rängen, und Andreas Müller als Sündenbock am Pranger - der FC Schalke 04 ist in eine schwere Winterdepression verfallen. Nach der blutleeren Vorstellung der Mannschaft beim 0:2 gegen Manchester City richteten die enttäuschten Fans ihren ganzen Frust gegen den Manager. Begleitet von einem Pfeifkonzert hallten erstmals "Müller raus"-Rufe in exorbitanter Lautstärke durch die Veltins-Arena. "Das haben schon einige Spieler und Trainer bei uns aushalten müssen, also kann ich das auch aushalten", sagte der 45-Jährige nach den "sehr heftigen, aber verständlichen und berechtigten Reaktionen des Publikums" tapfer. Fest sah Müller in die zum Teil mitleidsvollen Journalisten- Gesichter. "Macht euch um mich keine Sorgen. Ich komme da durch. Es geht auch gar nicht um Meier, Müller, Schulze - es geht um Schalke 04."

Der Sportliche Leiter, dem Kritiker zunehmend eine verfehlte Personal- und Transferpolitik vorwerfen, sorgt sich weniger um seine Befindlichkeit als um die seiner Spieler. "Ich würde nicht von Stillstand oder Tiefpunkt sprechen, sondern von einem Rückschlag. Wir sind in einer sehr kritischen Situation, die in dieser Schärfe noch nicht da war", gab Müller nach dem völlig indiskutablen Auftritt gegen den auch ohne Superstar Robinho effizient, eiskalt und souverän agierenden Premier-League-Club zu. "Was mir Sorge bereitet, ist, dass wir nicht zum ersten Mal nach einem Gegentor den Glauben und das Selbstvertrauen verlieren und nicht mehr weiter Fußball spielen. Da sieht man, dass die Mannschaft noch nicht so stabil ist", so Müller.

Nun gelte es, die Elf bis zum Bundesligaspiel beim VfB Stuttgart am Sonntag wieder aufzurichten, schnell einen Weg aus der Krise zu finden. Er sei sich "völlig klar" darüber, "was wir jetzt tun müssen, um wieder in die Spur zu kommen: Hart arbeiten und nach vorne schauen". Auf die Mannschaft einzuprügeln, helfe wohl kaum, so Müller: "Ich habe den Eindruck, man muss mehr auf die Köpfe der Spieler einwirken als mit ihnen auf dem Trainingsplatz arbeiten."

Die Herkules-Aufgabe kommt nicht nur auf Müller, sondern auch auf Fred Rutten zu. Während die Fans mit der Aufforderung "Wir wollen euch kämpfen sehen" und Liedern aus der "Eurofighter-Zeit" nur Hohn und Spott für die Profis übrig hatten und in Scharen vorzeitig aus der Arena flüchteten, war der akribisch arbeitende Cheftrainer fassungslos. "Eine Erklärung ist nicht so einfach. Nach dem 0:1 hat der Glaube gefehlt, wenigstens noch ein Unentschieden zu schaffen."

Mit vier Punkten als Zweiter hinter Spitzenreiter Manchester (6) in der Gruppe A muss Schalke nun sogar um das Überwintern im UEFA-Cup und den Einzug in die Runde der letzten 32 Teams fürchten. Ausgerechnet bei Twente Enschede - dem Ex-Club von Orlando Engelaar, Rutten und Co-Trainer Youri Mulder - steht am nächsten Mittwoch das Endspiel an, das keiner wollte. "Ich bin sicher, dass sie uns gut auf den Gegner einstellen. Wir werden ein Mittel finden, um dort zu gewinnen", sagte Manuel Neuer trotzig.

"Wir können es noch aus eigener Kraft schaffen, aber dafür müssen wir in Enschede eine bessere Leistung abrufen und gewinnen", meinte Linksverteidiger Christian Pander, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und als letzten Glied einer "Fehlerkette" (Rutten) das 0:1 durch Benjani (32.) verschuldete. "Ich wollte den Ball ins Toraus klären. Den Gegenspieler habe ich nicht gesehen, sonst hätte ich den Ball sonstwo hingeschlagen." Das 2:0 von Stephen Ireland (66.) besiegelte die erste UEFA-Cup-Saisonpleite der Schalker und läutete eine wenig beschauliche Adventszeit ein.

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