Autobauer in Finanznot: GM und Ford in Panik

Die Zulieferer von GM und Ford bekommen keine Kreditversicherung mehr. Die GM-Tochter Opel bemüht sich um eine Milliarden-Bürgschaft der Bundesregierung.

Hofft auf fianzielle Unterstützung vom Staat: die GM-Tochert Opel. Bild: dpa

BERLIN taz Die Signale, dass die US-amerikanische Autoindustrie am Rand eines Zusammenbruchs steht, mehren sich. Jetzt haben die Kreditversicherungsfirmen den Versicherungsschutz für Geschäfte zwischen den Konzernen Ford und General Motors (GM) und ihren Zulieferern in Europa aufgekündigt. Am Freitag bestätigte das Wirtschaftsministerium, dass man mit Opel wegen einer Bürgschaft in Kontakt stehe. Aus Branchenkreisen verlautete, dass Opel einen Finanzbedarf von 1 Milliarde Euro angemeldet habe.

Die Allianz-Tochter Euler Hermes hatte ihre Deckung für die Lieferanten bereits vor zwei Wochen beendet, und auch den Versicherern Atradius und Coface ist das Risiko zu groß. Die drei Firmen haben 80 Prozent des globalen Kreditversicherungsmarkts im Griff.

Eine Kreditversicherung schützt die Zulieferer vor dem Risiko, dass Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlen. Inzwischen kommen gut zwei Drittel der Bestandteile eines Autos nicht mehr vom Hersteller selbst, sondern werden zugeliefert. Entsprechend müssen die Zulieferer in Vorleistung gehen und sind schon in normalen Zeiten auf Kredite angewiesen.

Wenn nun die Versicherungen wegfallen, haben die Zulieferer nur noch die Möglichkeit, von den Autoherstellern Vorkasse zu verlangen. Das wiederum könnte den Kollaps insbesondere bei GM beschleunigen. Den europäischen Zulieferern geht es damit kaum besser als ihrer US-amerikanischen Konkurrenz, wo es bereits eine Reihe von Pleiten gegeben hat.

Die Zusammenbruch eines der Autohersteller würde Hunderttausende Arbeiter direkt betreffen und darüber hinaus Millionen weiterer Jobs in den US-Städten Michigan und Ohio, aber auch in Europa kosten.

Die Hoffnung auf eine unmittelbare Rettung der US-Autoindustrie durch die Regierung erlitt in dieser Woche einen entscheidenden Dämpfer. Senator Christopher Dodd erklärte, im Kongress würden die Mehrheiten in der kommenden Lame-duck-Sitzung nicht reichen, um ein Rettungspaket zu beschließen. Derzeit gibt es zwar eine knappe Mehrheit für die Demokraten. Aber weder Barack Obama als gewählter Präsident noch sein Vizepräsident Joe Biden werden mitstimmen. Die Republikaner dagegen haben erklärt, dass sie den Antrag nicht unterstützen. Der neue Kongress, der eine größere demokratische Mehrheit haben wird, tritt erst im Januar zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Das könnte für General Motors allerdings zu spät sein, dessen Liquidität nahezu erschöpft ist. Schon in der vergangenen Woche berichtete das Unternehmen, die Barreserven beliefen sich auf derzeit noch 16,2 Milliarden US-Dollar. Ein Bestand von 11 Milliarden Dollar aber sei die Untergrenze, denn der Autobauer gibt monatlich 2 Milliarden Dollar aus.

Der Deutsche-Bank-Analyst Rod Loche schreibt: "Auch wenn es GM gelingen wird, dem Bankrott dieses Mal noch auszuweichen, glauben wir, dass das Unternehmen in naher Zukunft zahlungsunfähig werden wird."

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