Politik an der Wall Street: Obama-Party verunsichert US-Börse

Die Börse lässt sich vom Obama-Hype nicht anstecken. Unterm Strich ist er eben doch ein Demokrat - und die regulieren gern.

New Yorks Broker reagieren skeptisch auf Obama. Bild: dpa

NEW YORK ap/dpa/taz Die Wahl Barack Obamas zum neuen US-Präsidenten hat zu einem rasanten Auf und Ab an den Börsen geführt. Einen Tag nach der Wahl hat die Wall Street deutliche Verluste verzeichnet. Der Dow-Jones-Index für die 30 führenden US-Industriewerte verlor fünf Prozent und schloss bei 9.139 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel ebenfalls um gut fünf Prozent.

Noch am Dienstag – dem Tag der US-Wahl – hatte der Dow Jones im Zuge des Obama-Hypes und des klaren Wahlergebnisses mit 3,3 Prozent deutlich zugelegt. Verglichen mit früheren Wahlen war das die beste Wahltags-Rallye seit 1984. Damals wurde der Republikaner Ronald Reagan im Amt bestätigt.

Das Auf und Ab erklären Analysten damit, dass die Wahl des Demokraten Barack Obama erwartet worden sei, so dass der Wahlsieg bereits in den Kursen „eingepreist“ gewesen sei. Den kurzen Höhenflug hätten am Dienstag dann viele Händler genutzt, um Gewinne mitzunehmen, indem sie Wertpapiere zu Geld machten. Das habe einen Tag später zu dem deutlichen Einbruch an den Börsen geführt.

Die Gewinnmitnahmen sind aber vermutlich nicht der einzige Grund, warum die US-Börse so rasch und so deutlich ins Minus gerutscht ist. Frühere US-Wahlen haben gezeigt, dass die Börsen positiver auf die Wahl eines Republikaner reagieren als auf die Wahl eines Demokraten.

Der Grund: Die Republikaner verteidigen traditionell die Ideologie des freien Marktes, während die Demokraten eher für mehr Regulierung stehen. Für Wertpapier-Händler bedeutet mehr Regulierung, dass ihr GeschäfTsbereich eingegrenzt wird.

Dass gerade jetzt in der Finanzkrise ein Demokrat an der Macht ist, dürfte die Börsianer also beunruhigen. Am 15. November steht der Weltfinanzgipfel der 20 führenden Industrienationen in Washington an. Dort soll die Neuordnung und Regulierung der internationalen Finanzmärkte beraten werden. Obama wird an dem Gipfel teilnehmen, obwohl er offiziell das Präsidentenamt erst am 20. Januar übernimmt.

Die Europäer hoffen, dass nun eine stärkere weltweite Regulierung durchgesetzt werden kann. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, dass der künftige Präsident Obama möglichst schnell in die Beratungen zur weltweiten Finanzkrise einbezogen werden sollte. Der Aufbau einer neuen Finanzmarktverfassung werde Monate dauern und müsse auch von der neuen US-Administration fortsetzt werden.

Die Börsianer äußerten sich am Mittwoch erwartungsgemäß skeptisch angesichts des neuen Präsidenten. Obama müsse jetzt erst mal zeigen, was er kann, die Finanzkrise sei schließlich nicht vorüber, sagte ein US-Händler. Der neue Präsident müsse die gigantischen wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommen und damit der Wall Street wieder auf die Beine helfen.

Die US-Demokraten im Repräsentantenhaus kündigten nach ihrem Wahlsieg bereits an, einen neuen Anlauf für weitere Konjunkturhilfen zu unternehmen. Das Programm soll noch im November auf den Weg gebracht werden. Obama habe seine Unterstützung dafür bereits zugesagt.

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