Aufmärsche nach Teenager-Mord: Russlands Rechte machen mobil

Nach einem Mord an einer 15-Jährigen kommt es in Moskau zu einer fremdenfeindlichen Demonstration. Am 4.November planen die Rechtsextreme einen "russischen Marsch".

Flagge zeigen Russlands Rechtsextreme schon jetzt. Bild: dpa

BERLIN taz Russlands fremdenfeindliche Rechte mobilisiert für den "Russischen Marsch". Am 4. November wollen die Rechten in mehreren russischen Städten, aber auch in Sewastopol auf der Krim für ein "Russland für die Russen" demonstrieren. Allein in Moskau und St. Petersburg erwarten die Veranstalter weit über tausend Demonstranten - unter ihnen auch Rechtsradikale aus Frankreich, Belgien, Bulgarien und Serbien.

Doch Flagge zeigen die Rechten schon jetzt. Wenige Tage nach der Vergewaltigung und dem Mord an einem 15-jährigen Mädchen am 1. Oktober in Moskau hatten die "Bewegung gegen illegale Migration", die "Slawische Union", "Pamjat" und weitere fremdenfeindliche Organisationen am Tatort auf der Kubinka-Straße eine Demonstration organisiert, an der sich nach Angaben der Veranstalter mehrere hundert Menschen beteiligten. Ein Milizsprecher sprach hingegen von 150 Teilnehmern. Obwohl der Mörder nicht ermittelt ist, steht für die nationalistischen Organisationen fest, dass der Täter ein Migrant aus Zentralasien ist. Ihre Forderung nach Aufklärung des Mordes verknüpfen sie mit fremdenfeindlichen Losungen, fordern die Abschiebung von bei den Meldebehörden nicht registrierten Migranten. Am Donnerstag teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft die Verhaftung eines Verdächtigen mit, machte jedoch keine Angaben zu dessen Person.

Die Miliz scheint momentan etwas entschlossener, dem Treiben der Rechten nicht mehr tatenlos zuzusehen. Gegen einen Organisator der unangemeldeten Demonstration auf der Kubinka-Straße wird ermittelt. Ihm drohen 15 Tage Arrest.

Gleichzeitig erschüttern zwei Morde an russischen Antifaschisten die Szene derer, die sich der Fremdenfeindlichkeit entgegenstellen. In der vergangenen Woche wurde der Mord an dem Moskauer Antifaschisten Fjodor Filatow bekannt. Auf dem Weg zur Arbeit stürzten sich mehrere mit Messern bewaffnete Männer auf Filatow und verletzten ihn schwer. Er starb eine Stunde später im Krankenhaus.

Der 27-Jährige hatte sich immer offen zu seiner Gegnerschaft gegen die fremdenfeindliche Rechte bekannt. In der Folge landete sein Bild auf mehreren rechtsextremen russischen Internetseiten. In der Moskauer Antifa-Szene geht man davon aus, dass dieser Mord lange geplant worden ist.

Ebenfalls letzte Woche berichteten russische Medien, dass am 8. Oktober in Irkutsk die 16-jährige Olga Rukosyla offensichtlich von Skinheads ermordet wurde. Rukosyla war nicht in der Antifa-Szene organisiert, kleidete sich jedoch wie ein Punk und trug rote Schnürsenkel - das Erkennungszeichen der russischen Antifa.

2007 war in der Nähe von Irkutsk der Umweltschützer und Antifaschist Ilja Borodajenko von Skinheads ermordet worden. Borodajenko befand sich in einem Zeltlager von Umweltschützern, die gegen den Bau einer internationalen Urananreicherungsanlage am Baikalsee protestierten. Von 22 festgenommenen Verdächtigen sind alle wieder auf freiem Fuß.

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