Bodybuilder über Lügendetektoren: "Urintests reichen nicht mehr"

Berend Breitenstein, Präsident von German Natural Bodybuilder, setzt auf einen Lügendetektor im Kampf um Doping: Aber dieser Test ist nicht anerkannt.

Schönheit und Stärke: Bodybuilder bei der Arbeit. Bild: ap

taz: Herr Breitenstein, am Wochenende wurden bei den Deutschen Meisterschaften im Natural Bodybuilding Lügendetektortests durchgeführt, um Doper aus dem Verkehr zu ziehen. Ist jemand erwischt worden?

Berend Breitenstein: Nein, alle haben bestanden. Wir führen diese Tests seit unseren ersten Meisterschaften im Jahre 2004 durch.

Und?

Es gab knappe Ergebnisse. Der Polygraf, der Puls und Atemfrequenz sowie die Schweißsekretion misst, hat schon größere Ausschläge zu verzeichnen gehabt. Aber nie so, dass wir sagen konnten: durchgefallen.

Mit welchen Konsequenzen müsste ein überführter Lügner rechnen?

Er bekommt eine siebenjährige Sperre.

Sie wollen "den drogenfreien Status" jedes Teilnehmers gewährleisten. Kann man das auf diese Weise?

Mit 90- bis 95-prozentiger Sicherheit ja. In Verbindung mit dem Urintest, den wir noch bei den Wettkampfsiegern durchführen, ist das aus unserer Sicht aktuell die höchstmögliche Sicherheit.

Was lässt Sie so sicher sein, dass die von Ihnen behaupteten Zahlen richtig sind?

Ich bin davon überzeugt, weil ich es als Athlet am eigenen Leib erlebt habe. Und ich will mich nicht dafür rechtfertigen, dass wir diesen innovativen Weg gehen.

Der Lügendetektor ist allerdings sehr umstritten. Der Bundesgerichtshof hat 1998 diese Tests abgelehnt, weil sie keinen Beweiswert hätten.

Das ist deren Entscheidung. Ich kümmere mich nur ums Bodybuilding. Es gibt immer Leute, die das Haar in der Suppe suchen. Es geht doch auch um Idealismus. Eine hundertprozentige Gewissheit gibt es eben nicht. Wir müssen neue Wege beschreiten.

Und Ihr Modell hat sich bewährt?

Unsere Entwicklung gibt uns Recht. Wir sind ein kleiner Verband, der sich langsam nach vorne arbeitet. Die Mitgliederzahlen steigen. Es geht ja nicht nur um das Thema Betrug, sondern auch darum, wo ich mich am besten aufgehoben fühle. Bei uns fühlen sich die Athleten wohl, weil sie wissen, dass wir etwas unternehmen. Nur Urintests reichen nicht mehr.

Schreckt man so Dopingwillige ab?

Diejenigen, die gedopt haben, werden sich gründlich überlegen, ob sie sich dem Test unterziehen wollen.

Wie hoch ist der finanzielle Aufwand, den Sie als Verband für die Tests leisten müssen?

Wir lassen jedes Jahr zwei Experten aus den USA einfliegen. Das sind richtige Profis. Der eine testet für Gerichte bei Schwerverbrechen wie Mord. Alles in allem kostet uns das 3.000 Euro.

Haben schon Vertreter anderer Sportarten Interesse für Ihre Methoden gezeigt?

Noch gar keiner. Ich weiß nicht, warum das so ist.

Ist Ihr Verband Mitglied der Antidopingagentur?

Nein, es gab Gespräche. Aber die Kosten eines solchen Beitritts sind für unseren kleinen Verband zu hoch. Außerdem testen die auch noch nicht mit Lügendetektoren. Das beißt sich ja.

INTERVIEW: JOHANNES KOPP

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