Eklat bei Olympia-Pressekonferenz: Komitee wirft Presse Unkenntnis vor

Gereizte Reaktion auf Fragen nach Tibet: Die chinesischen Olympia-Organisatoren haben sich in Peking über Unkenntnis und Vorurteile von Reportern echauffiert.

Sollen "die Wahrheit schreiben": Journalisten im Olympia-Hauptpressezentrum Bild: dpa

PEKING dpa/afp Bei den Olympischen Spielen in Peking sind die gemeinsamen Pressekonferenzen des IOC und des chinesischen Olympia-Organisationskomitees Bocog mit einem Eklat zu Ende gegangen. Bocog-Generalsekretär Wang Wei warf der internationalen Presse am Freitag Vorurteile und mangelnde Kenntnis Chinas vor. Die Kritik an China belege, wie voreingenommen Teile der Medien seien und wie wenig sie China verstünden, sagte Wang. "Die Geschichte wird zeigen, wie korrekt die Entscheidung des IOC war, die Spiele an China zu vergeben." Die Journalisten sollten "die Wahrheit schreiben". Anlass von Wangs Äußerungen waren Fragen zu Menschenrechtsverletzungen in Tibet. Am Sonntag will der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, seine Bilanz der Spiele ziehen.

Nach der Festnahme mehrerer US-Bürger bei Tibet- Protesten in Peking riefen die USA die chinesische Regierung auf, Menschenrechte und Redefreiheit zu beachten. "Wir bestärken die chinesische Regierung darin, Respekt für Menschenrechte zu demonstrieren, darunter auch Rede- und Religionsfreiheit aller Menschen während der Olympischen Spiele und darüber hinaus", hieß es in einer Stellungnahme der US-Botschaft in Peking am Freitag. Zu der Festsetzung von sechs US-Bürgern für zehn Tage durch die Pekinger Polizei wollte sich die Botschaft aber nicht direkt äußern.

Bislang waren Aktivisten meist nur wenige Stunden festgehalten und dann abgeschoben worden. In einer Mitteilung erklärte die Polizei am Freitag, bei den Festgenommenen handele es sich um eine Person namens "Thomas" und fünf weitere Ausländer, die gegen die "öffentliche Ordnung" verstoßen hätten. Die Organisation Students For a Free Tibet identifizierte sie als sechs US-Bürger, die nicht an Protesten beteiligt gewesen seien, sondern diese nur dokumentiert hätten. Sie waren Dienstag von der Polizei festgenommen worden.

Nach insgesamt acht Protesten seien seit dem 6. August 45 Mitglieder der Gruppe in Peking festgenommen und abgeschoben worden.

Unterdessen sorgte ein Interview der französischen Zeitung "Le Monde" mit dem Dalai Lama für Wirbel. Die Zeitung zitierte das geistliche Oberhaupt der Tibeter, chinesische Soldaten hätten am Montag in der Region Kham im Osten von Tibet in eine Menge geschossen und dabei nach nicht bestätigten Angaben 140 Demonstranten getötet. Das Büro des Dalai Lama, der sich zu einem zwölftägigen Besuch in Frankreich aufhielt, dementierte, dass er von 140 getöteten Demonstranten gesprochen habe. Der Dalai Lama habe "keinerlei Opferzahlen" genannt, hieß es in einer Erklärung.

Auf die Frage der Interviewer nach jüngsten Berichten über Schüsse chinesischer Soldaten auf eine Demonstration in Peking habe er geantwortet: "Wir haben nur davon gehört, aber hatten keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Also wissen wir es nicht." Das geistliche Oberhaupt der Tibeter trifft am Freitag die französische Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy und Außenminister Bernard Kouchner.

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