"Games Convention" startet: Vor dem Otto-Normal-Daddler

Bei ihrem letzten Stopp in Leipzig präsentiert sich die Zockermesse "Games Convention" größer und potenter denn je - Ausdruck der wachsenden Bedeutung der Branche.

Zockergrotten ohne Ende: Auch ohne Besucher ist es ordentlich voll auf der "Games Convention". Bild: dpa

LEIPZIG taz Es liegt ein Hauch von Abschied über dem Leipziger Ausstellungsgelände: Wenn es nach dem deutschen Spielebranchenverband BIU geht, war die diesjährige "Games Convention" (GC) der letzte Auftritt des großen Spielezirkus in der ostdeutschen Messestadt. Im nächsten Jahr will die Interessengemeinschaft der Anbieter und Produzenten von Unterhaltungssoftware das inzwischen weltweit bedeutsame Event, dem inzwischen nur die US-Spielemesse "E3" und die japanische "Tokyo Game Show" das Wasser reichen können, nach Köln verlagern. Dort sei angeblich die Infrastrukturanbindung besser - und mit dem Umzug soll auch der Name der Messe in "GamesCom" abgewandelt werden. Der Streit um den Standort Leipzig bewegt seit Monaten (nicht nur) die örtliche Politik.

Die GC 2008 scheint all den unseligen Diskussionen mit aktueller Stärke trotzen zu wollen. Man legt weiterhin ein ordentliches Wachstum vor, seit dem das Event 2002 erstmals nach Sachsen kam. Und so groß wie in diesem Jahr war die Messe noch nie. Von Donnerstag an werden vier Tage lang knapp 550 Aussteller aus 32 Ländern alles zeigen, was mit dem Gaming an PC, Konsole oder Mobilgerät zu tun hat. Es fehlt kaum ein wichtiges Unternehmen der Branche. Auch die Ausstellungsfläche samt Freigelände hat sich nochmals vergrößert - auf 115.000 Quadratmeter. Bis zu 200.000 Besucher werden erwartet, zum Start 2002 waren es nur 85.000. Vor der Messe läuft außerdem eine viel beachtete Entwicklerkonferenz, die "Developers Conference".

Am Mittwoch ist es auf dem Leipziger Messegelände noch einigermaßen ruhig. Es ist Fachbesucher- und Pressetag. Die Otto-Normal-Daddler, die ab morgen in Scharen erwartet werden, müssen noch draußen bleiben. Leer ist es trotzdem nicht, schließlich werden heute wichtige Meetings abgehalten und Deals eingetütet. Während der Deutsche Kulturrat die Videospielekreation gerade offiziell zum bundesdeutschen Kulturgut erklärt hat, macht sich auf der GC das knallharte Business bemerkbar. Das ist auch kein Wunder, schließlich erreicht die Branche inzwischen höhere Umsätze als Hollywood und so manches Spiel hat einen Millionenetat, der an den eines Blockbusters herankommt.

In den GC-Hallen ist es, bis auf die überdachten Frei- und Bühnenflächen, wo Fun-Spiele wie "Rockband" präsentiert werden, eher düster: Games genießt man eben am besten ohne Ablenkung, wenn auch ordentlich laut und mit Surround-Sound. Die "Booth Babes", deutlich zu knapp bekleidete Frauen, die die Spieler zu den Ständen locken sollen, sind auch heute schon da. Typisch deutsch sind die Maßnahmen zum Jugendschutz: Es gibt auch in diesem Jahr verschiedenfarbige Bändchen, die den Ausstellern auf einen Blick signalisieren, ob ein Jugendlicher in die speziell abgetrennten "ab 18"-Bereiche vordringen darf. In den USA würde man über solche Maßnahmen vermutlich nur grinsen, hierzulande gebe es trotz gegenteiliger Politikeraussagen hingegen eine der striktesten Jugendschutzgesetze der Welt, wie die Branche auch auf der GC nicht nur unter der Hand wieder klagt. Das führe unter anderem dazu, dass Hit-Titel, die zu viel Gewalt aufweisen, in Deutschland gar nicht erst veröffentlicht werden, während man sie im Nachbarland Österreich problemlos anbieten könne.

Trotzdem ist die Zahl der neuen Spieletitel auf der GC riesig. Lange erwartete Titel wie die Lebenssimulation "Sims 3" und der Evolutionsemulator "Spore" werden in Leipzig erstmals öffentlich präsentiert (sogar Entwickler und "Spielegott" Will Wright ist vor Ort), das Rollenspiel "Diablo III" des Herstellers Blizzard ebenfalls. Eines der beherrschenden Themen neben Online-Spielen sind die Casual Games, mit denen auch neue Zielgruppen wie ältere Erwachsene und Frauen stärker vor den Rechner/die Konsole gelockt werden sollen. Dabei handelt es sich um Spiele, in die man schneller hineinfindet und die sich problemloser "zwischendurch" nutzen lassen, als die übliche, langatmigere Kost.

Konsolenhersteller Sony will mit seiner Playstation 3 punkten, die seit der Einführung unter anfänglicher Absatzschwäche litt. So werden auf der GC endlich Titel gezeigt, die seit einer halben Ewigkeit angekündigt waren, darunter das neuartige Plattformspiel "Little Big Planet", in dem der Spieler die Physik beeinflussen kann. Weitere 11 neue Spitzentitel sind in Leipzig von Sony zu sehen. Aber auch Konkurrent Microsoft mit seiner Xbox 360 ist stark vertreten: Mehrere Hundert Konsolen hat dieser angekarrt, um neue Topgames zu präsentieren.

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