Krise der US-Immobilienfinanzierer: Freddie und Fannie im freien Fall

Gerüchte über eine staatliche Rettung lassen die Kurse der größten US-Hypothekenbanken abstürzen. Das Europäische Konjunkturbarometer erholt sich hingegen leicht.

Würde der Staat Vorzugsaktien von Fannie Mae erwerben, dann wären die bisherigen Stammaktien quasi wertlos. Bild: dpa

BERLIN taz Die Lage der beiden großen US-Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae wird offenbar immer ernster. Nach einer Meldung der Finanzzeitschrift Barrons, wonach eine Regierungsintervention immer wahrscheinlicher wird, stürzten die Aktienkurse der beiden Firmen am Montagabend um rund ein Viertel ab. Insgesamt haben die Aktien der durch die US-Immobilienkrise schwer gebeutelten Institute seit Jahresanfang etwa 90 Prozent ihres Werts verloren. Das US-Finanzministerium wollte die Barrons-Meldung nicht kommentieren.

Freddie Mac und Fannie Mae sind private, börsennotierte Firmen, die im Auftrag des Staates Hypothekenbanken ihre Immobilienkredite abkaufen. Dadurch erhalten die Banken Geld, mit dem sie wieder neue Hypotheken günstig vergeben können. Auf diese Weise fördert der Staat die Bildung von Wohneigentum. Die beiden Finanzierer halten oder garantieren für mehr als 40 Prozent aller Hypotheken für Wohnimmobilien in den USA. Jetzt brauchen Freddie und Fannie dringend neues Kapital. Doch fällt es ihnen schwer, das auf den Kapitalmärkten zu beschaffen. Schon Ende Juli gab der US-Kongress daher grünes Licht für einen Rettungsplan: Das Finanzministerium kann den Immobilienriesen bei Bedarf mit Steuergeldern in unbegrenzter Höhe zur Seite stehen oder notfalls auch direkt in die Firmen einsteigen. Laut Barrons würde der Staat dann Vorzugsaktien erwerben, so dass bisherige Stammaktien praktisch wertlos würden. Davon wären europäische Investoren massiv betroffen: Sie haben Papiere im Wert von 1.500 Milliaden US-Dollar der bislang als außerordentlich sicher geltenden Schuldverschreibungen erworben.

Dabei begannen die Börsianer zumindest in Deutschland gerade aufzuatmen. Das am Dienstag veröffentlichte Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist im August zum ersten Mal seit Monaten wieder gestiegen. Grund für die Zuversicht ist der niedrigere Ölpreis sowie der niedrigere Euro-Kurs, der Exporte erleichtert. ZEW-Präsident Wolfgang Franz sprach von einer "zwar schwächeren, aber alles in allem robusten Konjunkturentwicklung". Allerdings liegt der Index aktuell mit minus 55,5 Punkten weit entfernt von seinem historischen Mittel von plus 28,3 Punkten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.