Kreditkarten: Betrügerring ausgehoben

Polizei durchsucht 26 Wohnungen und verhaftet sechs Männer. Schaden in mindestens sechsstelliger Höhe

Die Polizei hat am Donnerstag einem mutmaßlichen Kreditkartenbetrügerring das Handwerk gelegt. Ab 6 Uhr wurden insgesamt 26 Wohnungen, ein Laden und mehrere Lieferwagen, mehrheitlich in Lichtenberg, durchsucht. Sechs Haftbefehle wurden vollstreckt, weitere Männer festgenommen. Der Aktionsradius der Bande reichte offensichtlich über Berlin hinaus. Auch in Potsdam und Oranienburg wurde je eine Wohnung durchsucht. Bei den Verhafteten handelt es sich um fünf Vietnamesen und einen Deutschen im Alter zwischen 22 und 52 Jahren. Die Polizei geht von organisierter Kriminalität aus. Der entstandene Schaden bewege sich mindestens im sechsstelligen Bereich.

"Mit hochkrimineller Energie", wie Polizeisprecherin Miriam Tauchmann sagt, hätte die Bande zunächst Kreditkarten gefälscht und dann mit diesen Falsifikaten bei Versandhäusern und im Internet "eingekauft". Geordert wurde hochwertige Elektronik und Kosmetik. Die Ware wurde laut Tauchmann an Scheinadressen geliefert. "Die legalen Wohnungsinhaber haben die Ware entgegengenommen und sie gegen geringe Bezahlung an die Bande weitergereicht." Diese Strohmänner seien oft Deutsche gewesen. Die teure Ware wurde nach Polizeierkenntnissen dann von der Bande nach Vietnam geschickt oder innerhalb der vietnamesischen Community zum Kauf angeboten. "Wo das genau geschah, ist Gegenstand von Ermittlungen. Wir haben umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, das erst ausgewertet werden muss."

Das Landeskriminalamt ermittelt bereits seit sechs Monaten gegen den Betrügerring. Dabei waren die Beamten auf mafiöse Strukturen gestoßen. Laut Tauchmann würden sich die vietnamesischen Bandenmitglieder alle seit vielen Jahren und legal in Deutschland aufhalten.

Auch einige der Strohmänner wurden von der Bande offenbar hinters Licht geführt. Ein vietnamesisches Opfer der Bande sagte der taz: "Ich habe mich für meinen Laden um einen Bankkredit bemüht, erschien aber den Banken nicht als kreditwürdig." Daraufhin hätte sie sich an ein vietnamesisches Dienstleistungsbüro gewandt. Diese übernehmen Dolmetscherleistungen und begleiten Vietnamesen ohne deutsche Sprachkenntnisse zu Behörden, Ärzten oder Steuerberatern. Die Seriosität dieser Büros ist sehr unterschiedlich.

Ein Büromitarbeiter hätte ihr eine Kreditkarte verkauft und zur Bedingung gemacht, dass sie damit bestimmte Waren einkaufen solle. Die Frau hatte Glück: Bevor ihr ein größerer Schaden entstanden sei - schließlich wäre sie bei einem Einkauf dank der Karte und Lieferadresse identifizierbar gewesen -, hätte die Polizei zugeschlagen.

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