Neues Geld statt politischer Lösung: Simbabwe spielt das Nullsummenspiel

Seit Anfang August gilt in Simbabwe eine neue Währung: Aus zehn Milliarden alten Zim-Dollar wurde ein neuer. Aber die Hyperinflation ist nicht eingedämmt.

Das Streichen von ein paar Nullen auf den Geldscheinen löste Simbabwes Probleme nicht. Bild: dpa

HARARE taz Gerade zwei Wochen ist es her, da strich Simbabwes Zentralbank zehn Nullen von der Landeswährung. Neue Geldscheine und sogar Münzen, die seit fünf Jahren in Simbabwe nicht mehr im Gebrauch gewesen sind, sollen seit 1. August die Hyperinflation besiegen, die mittlerweile bei 10 Millionen Prozent pro Jahr lag und 30 Prozent pro Tag. Am 31. Juli hatte man mit dem größten Geldschein - 100 Milliarden Zim-Dollar - ein halbes Brot kaufen können, und ein US-Dollar kostete auf dem Schwarzmarkt 40 Milliarden Dollar und für Banküberweisungen bis zu 100 Milliarden. Die ärmsten Simbabwer waren Milliardäre, die Mittelklasse waren Billionäre, die Reichen Trillionäre und die superreiche Elite bestand aus Quadrillionären, einzigartig auf der Welt.

Nun endlich kann man in Simbabwe wieder mit Taschenrechnern und Computern arbeiten, die kapitulieren, sobald eine Zahl mehr als neun Stellen hat. Die Währungsumstellung erfolgt keine zwei Jahre nach der letzten, als die Zentralbank im September 2006 schon einmal drei Nullen entfernte.

"Der Zeitpunkt und das Motiv für die Umstellung ist irgendwie komisch", findet aber der Computerspezialist Philip Makoni. "Wieso machen die das jetzt, wenn es erstmal darum gehen müsste, die politische Blockade zu überwinden? Die ist ja schließlich der Grund für unseren wirtschaftlichen Zusammenbruch." Er erinnert daran, dass die Hyperinflation ab dem Jahr 2000 einsetzte, als die massive Besetzung von Farmland im Besitz von Weißen durch regierungstreue Milizen den Kollaps der exportorientierten Agrarwirtschaft einläutete. Und immer wieder hat die Zentralbank die Inflation selbst angeheizt, durch populistische Gelddruckmaßnahmen auf Anweisung der Regierung, um auf dem Schwarzmarkt Devisen für Importrechnungen einkaufen zu können.

Die neuen Geldscheine ermutigen die Geschäftswelt nun dazu, die Preise fröhlich weiter zu erhöhen, und die Rückkehr der verhassten Nullen ist nur noch eine Frage der Zeit. Aus 20 Milliarden Zim-Dollar sind jetzt zwei Zim-Dollar geworden. Ein Maismehlhersteller, der diesen Preis bisher für eine Mahloperation verlangte, plant schon eine Verzehnfachung auf 20. Vor allem die verarbeitende Industrie ist jetzt schon dabei, die Preise täglich zu erhöhen, um frühere Verluste wettzumachen. "Allein in der vergangenen Woche haben manche Firmen ihre Preise um über 1000 Prozent erhöht", sagt ein Bankökonom. Warnungen von Präsident Robert Mugabe, notfalls mit Notstandsmaßnahmen gegen Preistreiberei vorzugehen, fallen auf taube Ohren.

Für die einfachen Simbabwer ist die Währungsreform keineswegs uneingeschränkt positiv. Die meisten Menschen verdienen weniger als 100 neue Zim-Dollar (eine Billion alte Zim-Dollar) im Monat. Aber viele Banken haben ihre Mindesguthaben auf 100 neue Zim-Dollar erhöht und akzeptieren keine Einzahlungen von unter 50. Damit sind die meisten Bankkonten in Simbabwe jetzt nicht mehr gültig und die meisten Menschen sind auf einen Schlag aus dem Bankwesen ausgeschlossen.

Die Währungsumstellung sorgt auch für Knappheit. Manche Banken geben ihren Kunden bei Auszahlungen gigantische Mengen Münzen, viele davon alt und schmutzig - Überbleibsel der Zeit vor 2003, als sie zuletzt benutzt wurden.

Nun erheben sich immer mehr Stimmen, die eine Legalisierung des US-Dollars oder des südafrikanischen Rand als Zahlungsmittel in Simbabwe fordern. Sie werden jetzt schon weithin eingesetzt, sogar in entlegenen ländlichen Gebieten. Dort greifen die Menschen zunehmend zu einer anderen Alternative: Naturalienhandel. Denn viele Menschen, die nicht lesen und schreiben können, stürzt das Nebeneinander alter und neuer Geldscheine - die alten Milliardenscheine sind noch bis Jahresende gültig - jetzt vollends in Verwirrung. Und überhaupt ist das neue Bargeld viel zu kostbar, um einfach hergegeben zu werden.

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