Treffen der Hochbegabten: "Motto: Enterbrainment"

Warum sind unter den intelligentesten Menschen der Welt im Mensa-Club so wenig Frauen? Mensa-Mitglied Christine Warlies versucht eine Erklärung.

Beim Treffen in der Minderheit, als Fotomotiv aber beliebt: hochbegabte Frauen wie Nicole Schuster Bild: dpa

taz: Frau Warlies, sind Sie selbst eigentlich hochbegabt?

Christine Warlies: Ja, das ist die Zugangsvoraussetzung, um bei Mensa Mitglied zu werden. Jeder hat bei uns oder einem Psychologen einen IQ-Test abgelegt und befindet sich unter den oberen zwei Prozent.

Und wann haben Sie festgestellt, dass Sie dazugehören?

Ich hatte das Glück, dass es bei mir schon zu meiner Schulzeit festgestellt wurde. Ich bin in Berlin aufgewachsen, und als ich aufs Gymnasium kam, wurden alle Schüler auf Hochbegabung getestet.

Warum sind Sie Mensa-Mitglied geworden?

Es gibt die populäre Fehleinschätzung, man müsse in den Verein eintreten, weil man sonst keinen Freund hätte. Das stimmt natürlich nicht. Es macht einfach wahnsinnig Spaß, mit Leuten zu sprechen, die im gleichen Tempo denken.

Wie ist denn die geschlechtliche Gewichtung bei Mensa?

Etwa zu 70 Prozent Männer, zu 30 Prozent Frauen. Frauen setzen sich oft gar nicht mit der Frage auseinander, ob sie intelligent sind oder nicht. Sie haben diese gewisse "hands on"-Mentalität, machen ihre Arbeit und halten das, was sie leisten, für ganz normal. Wir kennen das aus der Wirtschaft, Frauen bekommen für den gleichen Job in der Regel weniger Geld. Deshalb fände ich es sehr positiv, wenn mehr hochbegabte Frauen erfahren würden, dass sie etwas ganz Besonderes können. Dazu muss man sein eigenes Potenzial erst einmal erkennen, und dabei kann einem zum Beispiel ein Intelligenztest helfen.

Werben Sie konkret um Frauen als Mitglieder?

Wir werben überhaupt nicht um Mitglieder. Unsere Aufgabe ist es, hochintelligente Menschen zusammenzubringen. Wofür ich werbe, ist, dass die Leute erkennen, wo ihr Potenzial liegt.

Aus welchem Grund haben Sie nun die internationale Konferenz in Köln organisiert?

Es ist vor allem der Spaß an der Freude. Ich liebe es, internationale Kontakte zu knüpfen, ich finde die Lebensläufe, die Geschichten, die Vorträge von Leuten aus ganz Europa spannend. Außerdem kann ich so mein Netzwerk ausweiten.

Worüber wird auf der Veranstaltung gesprochen?

Unser Programm geht von Wissensveranstaltungen über hochbegabtenspezifische Themen bis hin zu unterhaltenden Veranstaltungen. Unser Motto ist "Enterbrainment", sprich Entertainment plus etwas fürs Gehirn. Beides darf nicht zu kurz kommen.

Hat das Ganze eine Art Selbsthilfegruppencharakter?

Nein, die Besucher treibt vielmehr dieser Wissensdurst, den Hochbegabte auszeichnet. Das ist ein wesentlicher Teil einer neuen Definition von Hochbegabung bei Erwachsenen: der Wunsch nach kontinuierlichem Lernen.

Gibt es nationale Unterschiede im Umgang mit dem Thema?

Es gibt Länder, die mit Hochbegabung und dem damit assoziierten Elitegedanken anders umgehen als wir. Die skandinavischen Länder sind bei der Hochbegabtenförderung im frühkindlichen Bereich sehr weit vorn, auch die Amerikaner haben schon viel geleistet. Deutschland ist aber auf einem ganz guten Weg.

INTERVIEW DÖRTE SCHÜTZ

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