Verkaufs-Gerüchte um Mecom-Gruppe: Strategie Undurchschaubarkeit

Wird Montgomerys norwegische Mecom-Gruppe verkauft? Egal wie es ausgeht: Es dürfte auch Konsequenzen für die deutschen Mecom-Medien haben.

Die Gerüchteküche brodelt - auch um die Berliner Zeitung. Bild: reuters

Es begann in den Niederlanden: Die erste Meldung, dass der britische Mecom-Konzern einen Teil seiner Medienbeteiligungen abstoßen könnte, kam von dort. Dann wurde über die deutsche Mecom-Abteilung spekuliert, zu der unter anderem Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost gehören. Zuletzt hieß es nun aus Norwegen, die Mecom wolle die norwegische Edda-Media-Gruppe verkaufen.

Fragt man nach, erfährt man bei der Mecom nichts. Dass die Holding, die etwa 300 Zeitungen in sechs europäischen Länder (Norwegen, Dänemark, Polen, Ukraine, Niederlande und Deutschland) hält, aber den Verkauf einzelner Regionalsparten erwägt, gilt unter Beobachtern als ausgemacht. Holger Artus, Betriebsratsvorsitzender der Hamburger Morgenpost und stellvertretender Konzernbetriebsratsvorsitzender der deutschen Mecom-Betriebe, beruft sich auf Quellen, die er als zuverlässig und kenntnisreich einordnet, wenn er über Edda sagt: "Wenn Montgomery seinen Preis erzielt, dann kann der sich den Verkauf vorstellen."

David Montgomery ist der Mecom-Chef - und eigentlich würde ein Verkauf nicht in sein Konzept passen, wie Artus nachschiebt. Auch Renate Gensch, die Konzernbetriebsratsvorsitzende, sagt: "Montgomery lebt ja von einer Wachstumsideologie. Eigentlich müsste er dazukaufen." Und das hatte er auch stets im Sinn: Er bot auch für Medien in Frankreich und England.

Eine deutsche Angestellte sagt über Montgomery: "Der will doch so gerne der neue Rupert Murdoch werden", also ein Mann, der Medien sammelt; dessen Name fällt, egal ob es um die Bundesliga-Fernsehrechte oder die Rolle der Medien im US-Präsidentschaftswahlkampf geht.

Die Zahlen aber deuten darauf hin, dass ein Verkauf nottut: Die Mecom-Schulden beliefen sich Ende 2007 auf 524 Millionen Pfund. Und "man muss niedrige Bankschulden erreichen, um die Zinsen zu drücken", sagt ein Journalist der niederländischen Wegener-Gruppe, die zu Mecom gehört; es seien die Zinsen, die Mecom so stark belasteten. Und er rechnet vor, dass die Holding "dringend 300 bis 400 Millionen Euro" brauche. Dass es ein Angebot für Edda Media gibt, ist bekannt geworden: 375 Millionen Pfund. Allerdings hatte Mecom 2006 für die Gruppe laut der Agentur Reuters 732 Millionen Pfund bezahlt. Und Edda ist "einer der wichtigen Ergebnisbringer für Mecom", sagt Holger Artus. Für die anderen Mecom-Medien wäre der Verkauf von Edda also eine Herausforderung: Eine Cashcow würde fehlen - die Renditeziele müssten wohl trotzdem eingehalten werden.

Aus der Zentrale in London kam so, wie man bei der Gewerkschaft Ver.di weiß, zuletzt auch die Nachricht, dass der Verkaufsprozess "aktuell gestoppt" wurde. Auch das Medienunternehmen Mecom legt aber Wert auf seine Undurchschaubarkeit, und in Norwegen fragen sich Mitarbeiter: Wird da vielleicht nur der Preis getrieben?

Für die deutsche Mecom-Sparte könnte ein Verkauf von Edda bedeuten, dass der Verkauf der Berliner und Hamburger Mecom-Medien hinfällig sein könnte. Als Interessent jedenfalls ist unter anderem der Verlag DuMont Schauberg (Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau) im Gespräch. Dort wollte man sich gegenüber der taz nicht äußern. Berliner Zeitung und Hamburger MoPo würden aber ins Programm passen. Doch es heißt auch, Montgomery habe kein Gesprächsinteresse bekundet. Zuletzt bot DuMont nach Brancheninformationen auch für den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (SHZ). Beides, sagt ein Branchenbeobachter - also deutsche Mecom-Holding und SHZ - "können die sich nicht leisten". Aber mittlerweile soll der SHZ-Verkaufsprozess ohne DuMont stattfinden. Doch man weiß nie. Stichwort: Undurchschaubarkeit.

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