Apple verprellt Kunden mit Chaos: Pannen-Start des iPhone3G

Lange Schlangen, viel Bürokratie und Technik-Pleiten: Die Einführung des neuen iPhone geriet in den USA und Großbritannien zum Kundenalbtraum.

Die Schlange, auf die Sie gewartet haben: iPhone-Interessenten in Zürich Bild: dpa

Es hätte am Freitag so schön kommen können für Apple: Der Hype um das neue "iPhone 3G" war einmal mehr riesig, schon am Tag zuvor hatten sich vor den Verkaufsstellen in aller Welt teilweise lange Schlangen voller Menschen gebildet, die die überarbeitete zweite Version des "Superhandys" in Empfang nehmen wollten - teure Tarife hin oder her. Allein, diesmal schlugen Probleme mit der Technik zu. Insbesondere in den USA und Großbritannien ging es stundenlang kaum vorwärts. Der Grund: Um den Abverkauf von vertragslosen iPhones zu unterbinden, hatte Apple die Registrierung der Geräte beim Mobilfunkanbieter diesmal in den Verkaufsprozess integriert. Und wie jeder weiß, der schon einmal im Mobilfunkladen einen Tarif abgeschlossen hat: Das kann schon etwas dauern, selbst wenn die Vertragsabwicklungsrechner der Netzbetreibers gut funktionieren.

Doch genau das taten sie für die Briten und Amerikaner eben nicht. Ein "Retail-Desaster" sei das gewesen, schrieb der Fachdienst "ifoAppleStore". Selbst am Samstag beruhigte sich die Lage nur langsam, ließ Apple doch stets nur kleine Kundengruppen von maximal 30 Personen gleichzeitig in die Läden.

Wer sein iPhone dann schließlich in Händen hielt, erlebte zuhause die zweite unangenehme Überraschung: Der Anmeldeprozess bei Apple selbst, der notwendig ist, um das Gerät endgültig in Betrieb zu nehmen (so muss man sich etwa in Apples Online-Multimedialaden iTunes anmelden), wollte nicht enden. Auch hier lag das Problem offenbar an überlasteten Servern. Selbst Besitzer eines alten iPhones, die sich die am gleichen Tag verfügbare kostenlose neue Software-Version besorgen wollten, die dem Gerät einen vergrößerten Funktionssumfang beschert, standen vor verrammelten Online-Türen. Klappte zwar manchmal der Download, streikte spätestens beim Aufspielen die Gegenstelle. Resultat: "Early Adopter", also frühe Nutzer der neuen Technik, standen mit iPhones da, die zwar die frische Software enthielten, sich aber nicht mehr anmelden ließen. So waren dann nur noch Notrufe möglich, der Rest des Geräts blieb verschlossen.

Hinzu kam insbesondere in europäischen Ländern eine Unterversorgung mit iPhones. T-Mobile verkaufte in Deutschland bis zu 15.000 Geräte am ersten Tag, bis sie ausverkauft waren - was hochgerechnet auf die Filialzahl gut 5, 6 verfügbare Geräte pro Geschäft bedeutete. Eine Überprüfung durch taz.de am Freitagmittag bestätigte in mehreren Telekom-Läden den Ausverkauf zumindest bei iPhones mit 16 GB - das kleinere Modell mit 8 GB war hingegen noch zu haben. Schlangen bildeten sich hier zu Lande vor allem in Filialen des Telekommunikationsunternehmens in Innenstadtlagen. Bei Nutzern, die ihr Gerät online bestellt hatten (und damit 25 Euro Freischaltgebühr gegenüber Ladenkäufern sparten), lief auch nicht alles reibungslos: Sie erhielten Anrufe vom zuständigen Versandunternehmen, dass sich die Auslieferung um einen Tag verzögern könne. Teilweise kam der Expresszusteller selbst dann noch viele Stunden verspätet - der Fahrer muss jeden Käufer einzeln abfertigen, um die Vertragsdetails zu kontrollieren.

Am Montag hatte sich die iPhone-Situation etwas beruhigt. Freischaltung und Anmeldung scheinen inzwischen reibungslos zu laufen - wenn man denn ein Gerät bekommt. Laut T-Mobile sollen bald neue Warenlieferungen eintreffen. Die Online-Versandseite meldet derweil verzögerte Lieferzeiten "aufgrund der sehr hohen Nachfrage". Eine am Freitag vorgenommene Bestellung ließ sich denn auch am Montag noch nicht im System nachvollziehen, genaue Versandzeiten nennt T-Mobile nicht. Insbesondere das iPhone-Modell mit 16 GB scheint begehrt zu sein.

Erste Tests des neuen Handys fielen unterdessen ordentlich aus. Zwar hielten sich die Neuerungen in Grenzen (so funkt das Gerät nun mit dem schnelleren Standard UMTS und bietet Satellitennavigation), doch insbesondere Kunden, die auf die zweite Version des iPhone gewartet hätten, würden nicht enttäuscht, schreibt das Fachblatt "Macworld". Kritik gab es hingegen für Punkte, die Apple noch immer nicht verbessert hat: So ist die eingebaute Kamera in Sachen Auflösung eher mager und kann auch keine Videos aufzeichnen. Außerdem fehlt dem iPhone nach wie vor eine Sprachsteuerung zur sicheren Bedienung im Auto.

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