Kupfergräberstimmung in Ostdeutschland: El Dorado in der Lausitz

Explodierende Weltmarktpreise lassen einheimische Bodenschätze wieder interessant werden - vor allem auch im wirtschaftlich schwachen Osten. Wer wird hier zum Zug kommen?

Geht natürlich auch, bringt aber nicht die Mengen: alte Kupferplatten abreißen und recyceln Bild: dpa

DRESDEN taz Der Abbau eines großen Kupfererzvorkommens in der Lausitz ist keine Fiktion mehr. Anfang Juni erlaubte des Sächsische Oberbergamt einem polnischen Konsortium, die Lagerstätte zu untersuchen. Diese sogenannte Aufsuchungsgenehmigung betrifft den sächsischen Teil östlich von Weißwasser bis zur polnischen Grenze. Die Lizenz für den brandenburgischen Teil hält eine Firma aus Panama.

Die DDR hatte in den Jahren 1954 bis 1980 das in 800 bis 1.500 Metern Tiefe liegende Vorkommen erkundet und auf eine Kupfermenge von 1,5 Millionen Tonnen geschätzt. Das ist etwas mehr als der deutsche Jahresbedarf. Hinzu kommen Begleitmetalle wie Silber, Blei und Zink. Die Lagerstätte gehört zu einem von Hessen bis nach Polen reichenden Kupferschiefergürtel, der neben denen in den Anden und Afrika zu den drei größten bekannten der Welt zählt. Was seinerzeit den Abbau nicht lohnte, erweist sich durch die Weltmarkt-Nachfrage inzwischen als attraktiv. Der Preis für eine Tonne Kupfer ist mit etwa 8.800 Dollar innerhalb von fünf Jahren auf das Sechsfache geklettert.

Nun hat das sächsische Wirtschaftsministerium ein Projekt gestartet, mit dem alle Lagerstätten erfasst und bewertet werden sollen. Ziel sei es, so Ministeriumssprecherin Lea Mock, "mit den Ergebnissen Unternehmen für die Investition in neue sächsische Bergwerke zu gewinnen". Auch Thüringen rechnet damit, dass seine Lagerstätten wieder interessant werden.

Aufsuchungsgenehmigungen wie beim Lausitzer Kupfer sind der erste praktische Schritt, Lagerstätten durch Privatunternehmen auf ihre Abbauwürdigkeit prüfen zu lassen. Das geschieht mit elektronischer Hilfe oder durch Probebohrungen, erläutert ein Sprecher des Sächsischen Oberbergamtes.

20 Jahre nach der Wende darf 2010 in Sachsen erstmals wieder ein Bergwerk eröffnet werden. Vom Unternehmen Wismut offiziell bestritten werden Überlegungen, angesichts des verzehnfachten Weltmarktpreises auch die Uranförderung wieder aufzunehmen. Immerhin sollen im Raum Ronneburg noch etwa 100.000 Tonnen lagern. Laut Satzung dürfte das in Bundeshand befindliche Sanierungsunternehmen einen solchen Abbau auch nicht selbst vornehmen.

Hobbygeologen wird ihre Suchleidenschaft oft zum Verhängnis. Erst im November wurden in Thüringen zwei Mineralienjäger in einer Höhle verschüttet, einer überlebte nicht. Beim Lausitzer Kupfer allerdings wird für drei Jahre nun professionell erkundet. Schließlich geht es um mögliche Investitionen von etwa einer halben Milliarde Euro für den komplizierten Abbau. Der könnte, so schätzen die Bergämter von Sachsen und Brandenburg übereinstimmend, frühestens in zehn Jahren beginnen.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe ist allerdings skeptisch, ob die Umweltauflagen eingehalten werden. Das gelte beispielsweise für die unvermeidlichen Halden. Kupfer ist ein Pestizid. Generell zeige sich eine Erosion staatlicher Kontrolle in Deutschland. "Wir fühlen uns mit diesen Behörden nicht mehr sicher", so Resch.

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