Umstrittene Bischofswahl in Kiel: Bruder Gorski

Horst Gorski könnte am Samstag Kirchengeschichte schreiben. Der bekennende schwule Geistliche scheut keine Konflikte - weder gesellschaftliche noch theologische.

Horst Gorski wird vielleicht Bischof von Schleswig und Holstein. Bild: ap

BERLIN taz "Bruder Gorski", sagte der Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth zum Pastor Horst Gorski in einem taz-Streitgespräch im Jahr 1997, "Homosexualität ist kein Amtshindernis mehr in unserer Kirche. In der Bibel allerdings …" Der Satz endete im Nichts, weil Gorski den Mann unterbrach, dem er heute vielleicht im Bischofsamt nachfolgt. Gorski gründete schon 1990 den Konvent schwuler Pastoren und lesbischer Pastorinnen in der nordelbischen Kirche. Konflikte hat er nie gescheut.

Dabei gilt der 51-Jährige als meist sehr ruhiger Intellektueller, der grundsätzlich mit jedem gut kann und in seiner Gemeinde in Hamburg-Altona beliebt ist. Als Chef des Theologischen Beirats seiner Landeskirche ist er zudem der theologische Kopf seiner Kirche - eine Funktion, die seinen Worten zusätzlich Gewicht gibt.

Von Konservativen etwa wurde ihm jüngst ein Satz aus seiner Karfreitagspredigt vor zwei Jahren vorgehalten. Damals hatte er gesagt: "Der Tod Jesu war nicht notwendig, damit Gott sich mit uns versöhnt und uns vergibt. Die Behauptung einer solchen Notwendigkeit ist eines der größten Missverständnisse der christlichen Geschichte." Martin Luther hätte bei solchen Sätzen sicher geschluckt - wenn nicht ein Tintenfass geworfen.

Gorski engagiert sich für Flüchtlinge und feiert regelmäßig Tiergottesdienste. Weil seine Partnergemeinde in Tansania liegt, lernte er Anfang der Neunzigerjahre Kisuaheli. Und vielleicht wird ihm gerade das eines Tages helfen - im Kontakt mit Lutheranern in Afrika. Die nämlich halten von Schwulen meist wenig, sehr wenig. GES

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