Klose und Gomez im Tief: Ritter von der traurigen Gestalt

Es funktioniert einfach nicht: Die deutschen Stürmer Klose und Gomez haben ein Problem. Nicht nur mit dem ball, sondern wohl auch miteinander.

Nicht auf der Höhe: Gomez. Bild: ap

Und wieder hat er so traurig gespielt wie er meist dreinschaut. Miroslav Klose ist schon seit einem halben Jahr kein Klassestürmer mehr. Er kommt einfach nicht raus aus seinem tiefen Loch.

Kaum ein Spieler ist in diesen Tagen der Europameisterschaft so häufig gestreichelt worden von den DFB-Verantwortlichen, auch von seinen Mitspielern, wie Klose. Der Bundestrainer lobte den Angreifer, weil er so "intensiv und hervorragend trainiert" habe. Für Team-Manager Oliver Bierhoff ist er einer der "Führungsfiguren" im Team, einer, der anerkannt wird von der Mannschaft. Auch Philipp Lahm und Lukas Podolski hatten bis jetzt nur Gutes über Klose zu sagen. Mit mehr Rückenwind ist wohl selten ein Stürmer auf den Platz geschickt worden. Dreimal ist er nun schon aufgelaufen bei der EM, dreimal hat er nicht zeigen können, was von ihm erwartet wird. Und dreimal ist es ihm, der Führungspersönlichkeit, aber auch nicht gelungen, das junge Talent Mario Gomez, seinen Sturmpartner, an europäisches Spitzenniveau heranzuführen. Der Sturm, er funktioniert nicht.

Harmonie im Sturm war am Montag nur in einer Szene gleich zu Beginn des Spiels zu beobachten. Es war die Szene, in der sich Klose schön durchgesetzt hat, in der er an seine Glanzzeiten, an Auftritte bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren erinnerte. Es war die Szene, die mit der Blamage von Mario Gomez endete. Da zeigt der eine, dass er es vielleicht doch noch kann, und der andere versagt - wieder einmal. Im weiteren Spielverlauf bewegten sich beide Stürmer reichlich hilflos an der gegnerischen Verteidigungslinie entlang. Jeder schien nur noch für sich spielen zu wollen. Schnelle Sprints in die Spitze aber blieben aus. Da musste Philippp Lahm den Ball, der in der Löwschen Philosophie doch eigentlich gepasst werden soll, über den ganzen Platz schleppen, weil den Stürmern nicht einfallen will, wohin sie sich bewegen könnten. Ein Rückfall in alte Zeiten. Der Sturm, er hat keine Ideen.

Dennoch glaubt Joachim Löw nach wie vor an Mario Gomez. Er glaubt nicht, dass sich Gomez von den Spekulationen über einen Wechsel zu den Bayern oder anderswohin verunsichern hat lassen. Gestern unterstrich er, dass es dem 22-Jährigen im Training immer wieder gelinge, sich "Chancen herauszuarbeiten", und musste doch zugeben, dass er diese "oft auch unglücklich" vergebe. Löw will den Stab nicht brechen über den jungen Mann, der nach seiner Auswechslung am Montag so traurig vom Platz geschlichen ist. Er wartet darauf, bis "der Knoten platzt".

Gut möglich also, dass Gomez gegen Portugal wieder auflaufen darf. Löw sagte, er wolle "weiterhin auf den Mario bauen" und kann sich immer noch vorstellen, dass "wir im Verlauf des Turniers von ihm profitieren können". Es kann sein, dass Löw den unglücklichen Stürmer auch deshalb nicht schwach reden will, weil Lukas Podolski sich im Spiel gegen Österreich an der Wade verletzt hat. Er könnte diesen Gomez, der so gar nicht an den Goalgetter aus der Bundesliga erinnert, noch brauchen.

Ob sich Miroslav Klose freuen wird, wenn er wieder neben Gomez spielen muss, darüber wird wild spekuliert. Wieder geht es um die Wechselgerüchte rund um Gomez. Warum sollte Klose einen Stürmer stark machen, der ihm bald beim FC Bayern den Platz neben Luca Toni streitig machen könnte? Im Hintergrund soll gar ein Kampf der Spielerberater toben. Immerhin hat Klose bei der EM schon gezeigt, dass er ein guter Vorbereiter sein kann. Doch der ist nichts wert, wenn der nichts taugt, der als Goalgetter vorgesehen ist.

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