Politiker geben Entwarnung: Alarm im slowenischen AKW

Der Störfall im Atomkraftwerk Krsko wurde offenbar von einem defekten Ventil ausgelöst. Die Nachricht hatte zunächst europaweit Besorgnis ausgelöst, Politiker geben inzwischen Entwarnung.

Zuerst europaweiter Alarm, nun doch nur ein defektes Ventil? Bild: dpa

Der Störfall im slowenischen Atomkraftwerk Krsko ist nach Behördenangaben von einem defekten Ventil verursacht worden. Die Reparaturen würden am Freitag durchgeführt, und das Kraftwerk könne zu Beginn der kommenden Woche wieder in Betrieb gehen, sagte Kraftwerkschef Stane Rozman am Donnerstag. Der Reaktor war am Mittwochabend nach Problemen im Kühlsystem heruntergefahren worden. Unklare Informationen hatten europaweit für Verwirrung und Ärger gesorgt.

Auch am Donnerstag war der genaue Ablauf des Störfalls vom Mittwoch noch unklar: Um 17.38 Uhr hatte das europäische Frühwarnsystem für nukleare Zwischenfälle (Ecurie) alle 27 EU-Mitgliedsländer über einen Störfall im slowenischen Atomreaktor Krsko informiert. Die Nachricht klang dramatisch, denn es war das erste Mal, dass dieses Informationssystem genutzt wurde, seit es nach der Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl eingeführt worden war.

War der Ruf aus Slowenien nun Alarmismus oder tatsächliche Gefahr? "Der Alarm war irritierend", sagte Christoph Pistner, Atomexperte vom Öko-Institut in Darmstadt, am Donnerstag. Ob die Warnung Folge einer Fehleinschätzung der Reaktormannschaft gewesen sei oder ob zum Zeitpunkt des Vorfalls tatsächlich die möglichen Folgen nicht absehbar gewesen seien, sei unklar. Zwar hieß es gestern Mittag von Seiten der Strahlenschutzkommission, der Zwischenfall in Slowenien habe "keine sicherheitstechnische Bedeutung" gehabt und sei daher als Störfall der Stufe 0 bewertet worden. Dennoch schließt das nicht aus, dass es am Vorabend zum Zeitpunkt der Meldung ein erhebliches Risiko gab.

Irritierend war zudem eine Kommunikationspanne: Während die slowenische Behörde für Nuklearsicherheit auf europäischer Ebene lautstark vor einem Störfall warnte, erhielten die Nachbarstaaten Österreich, Italien und Ungarn die Mitteilung, man mache gerade eine Übung. Der slowenische Umweltminister Janez Podobnik sagte dazu am Donnerstag, die Mitarbeiter hätten schlicht das falsche Formular erwischt: "Es war ein menschlicher Irrtum."

Als gesichert gilt, dass im Primärkreislauf - also dort, wo Kontakt des Wassers zu den Brennstäben besteht - Kühlwasser ausgetreten war. Das ist ein Vorfall, der zwar unbedingt zu vermeiden ist, der aber bei einem funktionierenden Sicherheitssystem beherrschbar ist. Und dieses Sicherheitssystem habe dann auch angesprochen, verkündete die slowenische Atomsicherheitsbehörde. Das ausgetretene radioaktive Wasser sei aufgefangen worden und nicht ins Freie gelangt. Nach dem Austritt der Kühlwassers wurde der Reaktor am Mittwochabend regulär heruntergefahren, es fand also keine Schnellabschaltung statt. Den Störfall selbst bezeichnete Umweltminister Podobnik gestern als harmlos, es seien nun kleinere Reparaturen nötig.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hatte noch am späten Abend erklärt, er halte es für "ein bisschen überzogen", den Vorfall überhaupt als Atomalarm zu bezeichnen. Das brachte ihm sofort Kritik von Greenpeace ein: "Der Zwischenfall ist überhaupt nicht harmlos. Wenn es zu einem Kühlmittelverlust in einem Reaktor kommt, ist das einer der schlimmsten Unfälle, die in einem Atomkraftwerk passieren können", sagte Greenpeace-Atomexperte Thomas Breuer.

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