Kommentar Telekom-Skandal: Spitzelei kommt nicht teuer

Die bisherigen Enthüllungen im Fall Telekom legen den Verdacht nahe, dass so manchem Konzernlenker erschreckend viel kriminelle Energie zugetraut werden muss.

Dass sie missbräuchlich Verbindungsdaten hat auswerten lassen, um undichte Stellen in ihrer Führungsetage aufzuspüren, hat die Telekom bereits eingeräumt. Doch was unternahm der einstige Staatskonzern noch alles? Von dem Versuch, eine versteckte Kamera in einer Redaktion unterzubringen, ist die Rede, sogar von einem in ein Journalistenbüro eingeschleusten Maulwurf. Da wäre der Schritt nicht mehr weit, auch gleich Telefonate abzuhören.

Noch ist ein solches Szenario zum Glück bloß Spekulation. Doch die bisherigen Enthüllungen legen jedenfalls den Verdacht nahe, dass so manchem Konzernlenker erschreckend viel kriminelle Energie zugetraut werden muss. Dabei ist die Telekom nicht irgendein Unternehmen. Immerhin handelt es sich um ein Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bundespost. Der Staatsanteil ist immer noch hoch, Vertreter der Bundesregierung sitzen im Aufsichtsrat. Ausgerechnet dieses Unternehmen soll systematisch Journalisten ausspioniert haben. Das macht deutlich: Die Pressefreiheit muss auch bei uns stets neu verteidigt werden.

Wie nötig dies ist, zeigt auch eine aktuelle repräsentative Umfrage des Nachrichtensenders n-tv, die in einem bizarren Kontrast zu der medialen Empörung über den Telekom-Skandal steht. Danach haben die Bespitzelungsvorwürfe das Vertrauen der Bundesbürger in den Telefonkonzern erstaunlich wenig beeinträchtigt. Nur rund ein Drittel der Befragten gab an, dass sie nun weniger Zutrauen zur Telekom habe. Drei Fünftel jedoch sagten, dass der Skandal keinen Einfluss auf ihr Vertrauen habe.

Dabei handelt es sich bei der Telekom-Spitzelei nicht um einen Einzelfall. Das zeigt etwa die ominöse Babyfonattacke auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Und erst in der vergangenen Woche hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Überwachungsvorwürfe an die Schnellrestaurantkette Burger King erhoben. Den einzigen Schutz, den es gegen solche Methoden gibt, ist eine kritische Öffentlichkeit. Bespitzelungen dürfen sich nicht auszahlen, sondern dem jeweiligen Unternehmen teuer zu stehen kommen.

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Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Mehrere Buchveröffentlichungen (u.a. „Endstation Rücktritt!? Warum deutsche Politiker einpacken“, Bouvier Verlag, 2011). Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft.

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