Nationalelf spielt gegen Weissrussland: Radikal verjüngt, Denkmäler gestürzt

Um sich in EM-Laune zu schießen, trifft das DFB-Team am Dienstag auf Weissrussland. Deren Trainer Bernd Stange kann sein Team aber nicht einmal in Bestbesetzung auflaufen lassen.

Trainer im Lande des Autokraten: Ex-DDR-Trainer Stange. Bild: dpa

BERLIN taz Bernd Stange (60) ist schwer im Stress. Zeit für einen Besuch in seinem Heimatort Jena gab es in den letzten Tagen nicht. Der Trainer der weißrussischen Nationalelf konzentrierte sich in der Sportschule Nellingen-Ruit bei Stuttgart voll auf die Vorbereitung des Testspiels gegen die deutsche Fußball-Nationalelf in Kaiserslautern (ab 17.45 Uhr, ARD).

Der Kick gegen sein Heimatland bewegt ihn. "In meiner Zeit als Nationalcoach der DDR gab es ja schon einmal diesen Versuch. Leider ist diese Partie aus politischen Gründen nie zustande gekommen." Hinsichtlich der Chancen seiner aktuellen Elf gibt sich Stange vorsichtig optimistisch. "Die Deutschen suchen traditionell im Vorfeld größerer Turniere Aufbaugegner, gegen die man befreit Fußball spielen kann, möglichst gewinnt und somit viel Selbstvertrauen holt", weiß Stange. "Wir wollen aber versuchen, dieses Anliegen zu vereiteln."

Im Vergleich zu seinen Stationen als Vereinstrainer in Jena, bei Hertha und dem VfB Leipzig, bei Perth Glory, Dnjepr Dnjepropetrowsk und Apollon Limassol sowie seinen Engagements als Nationalcoach von Oman und Irak stuft Stange seinen Job in Weißrussland recht hoch ein. "Wir wollen uns für die WM 2010 in Südafrika qualifizieren", sagt er, "die Spieler haben schon messbare Fortschritte gemacht."

Dafür mussten Stange und sein Co-Trainer Harald Irmscher seit dem Beginn ihrer Tätigkeit am 30. Juli 2007 einige Veränderungen vornehmen. "Wir haben radikal verjüngt, Denkmäler gestürzt und ein neues Beobachtungssystem eingeführt." Das führte zu Kritik im Lande des Autokraten Lukaschenko. Der Alltag in Minsk verlaufe aber völlig normal, sagt Stange. Das Gebäude und die Sportanlagen des Verbandes in Minsk entsprächen höchstem internationalem Standard. "Wir können vollkommen unabhängig arbeiten. Das Präsidium mischt sich nicht ein", behauptet Stange, der oft genug aus Minsk herauskommt. Zu seinen Aufgaben gehört es, seine im Ausland tätigen Nationalspieler zu beobachten, die in London, Athen, Moskau oder Pisa unter Vertrag stehen.

In Deutschland kennt man vor allem Aleksander Hleb von Arsenal London, Anton Putsilo vom Hamburger SV und den zukünftigen Augsburger Vasili Khomutovski vom Zweitligaabsteiger FC Carl Zeiss Jena. Hleb ist voll des Lobes über seinen Übungsleiter: "Mit Bernd Stange hat sich vieles verbessert. Alle kommen wieder gern zur Nationalelf." Speziell im Fall Hleb hat Stange sich durchgesetzt. Seine Berufung zum Spielführer war nicht nach dem Geschmack jedes Weißrussen. Stange: "Man hat ihm früher häufig unterstellt, nur für Arsenal gut zu spielen. Nun ist Aleksander auch in der Nationalmannschaft ein Führungsspieler." Davon kann Stange allerdings mehr gebrauchen. Die einheimische Liga ist jedoch zu schwach. Insofern schmerzt es den Deutschen sehr, dass einige im Ausland spielende Weißrussen in Kaiserslautern fehlen werden.

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