MySpace kündigt Export-Funktion an: Verteile deine Daten!

Der Markführer der Social Networks will seinen Kunden anbieten, ihre Bilder und Daten zu anderen Diensten wie Yahoo zu exportieren. Das klingt komfortabel, birgt aber Risiken.

Schon gelesen? Bild: screenshot myspace.de

BERLIN taz Einschluss war gestern: Das Soziale Netzwerk MySpace will künftig mit Hilfe einer Initiative zur so genannten Datenportabilität dafür sorgen, dass Nutzer einmal eingegebene Daten auch auf andere Web-Dienste übertragen können. So soll ab sofort möglich sein, eingestellte Bilder, Filme und Profildaten samt der mit dem Nutzer verbundenen Freundesinformationen an andere Anbieter zu übertragen.

Unterstützt von dieser neuen Funktion werden anfangs der Portalanbieter Yahoo, das Online-Auktionshaus eBay, der Fotodienst Photobucket und der Kommunikationsdienst Twitter - jeweils auf unterschiedliche Arten. So lässt sich beispielsweise aus einem MySpace-Profil etwa ein Twitter-Zugang machen und die MySpace-Bilder auch bei Photobucket betrachten. Technisch gelöst wird dies mit Hilfe offener Schnittstellen. Der Nutzer darf jeweils bestimmen, welche Daten weitergegeben werden - er muss der Übertragung einzeln zustimmen.

Noch immer ist kein Soziales Netzwerk der Welt populärer als MySpace. Sie ist eine Tochter des News Corporation-Imperiums, das dem australischen Medienmogul Rupert Murdoch gehört. Teens und Twens tauschen sich über ihre Interessen aus, hören gemeinsam Musik, betrachtet Fotos und Videos und kommunizieren. Dennoch entwickelt sich der Dienst offenbar nicht ganz so rasant wie eigentlich erhofft: So wird Fox Interactive Media, das Firmenkonglomerat, unter dem die News Corporation ihre diversen Internet-Dienste zusammenfasst, das geplante Umsatzziel von einer Milliarde Dollar im Jahr um knapp zehn Prozent verpassen.

MySpace-Chef Chris DeWolfe sieht in Ideen wie der neuen Datenportabilität eine Chance, dem Dienst einen zusätzlichen Wachstumsschub zu verpassen. Man sei nun "kein isoliertes Eiland im Web mehr". Man habe mit der Initiative die bislang größte Öffnung gegenüber dem restlichen Internet gestartet, die ein bedeutender Web-Anbieter durchführe. Man wolle damit ein "offeneres und sozialeres Netz" voranbringen.

Datenschützer sehen den MySpace-Vorstoß allerdings nicht ganz so positiv. Zwar ist die Übertragbarkeit von Daten von einem Anbieter zum anderen ein wichtiges Prinzip, um Wettbewerb im zunehmend sozialer werdenden Internet zu erhalten - bislang wachten einzelne Anbieter streng über ihren Datenschatz, garantierte dieser doch, dass Nutzer im Angebot verbleiben müssen, das auch ihre Freunde präferieren. Außerdem garantiert es, dass man, einmal irgendwo gelandet, nicht so schnell weiterzieht.

Doch die Datenportabilität ist gesetzlich bislang kaum geregelt. Wer hier auf welche Informationen zugreifen darf, regelt bei den großen US-Anbietern nicht selten ein Nutzervertrag nach amerikanischer Rechtslage. Vor dem Klick auf "Übertragen" sollte der User sich deshalb genau durchlesen, was er hier zulässt und welche Informationen weitergegeben werden.

Schon die Verbreitung so genannter "Apps", Anwendungen von Dritten, die in Sozialen Netzwerken laufen und zunehmend populärer werden, stellt in manchen Fällen ein Datenschutzproblem dar. So führte die Sendung "Click" der britischen BBC kürzlich vor, wie eine eigens programmierte, böswillige Facebook-Applikation Nutzer- und Freundesdaten (von der Heimatstadt über den Beruf bis zum Geburtsdatum) heimlich auslesen und in eine Liste eintragen kann, mit der sich potenziell Identitätsdiebstahl betreiben lässt. Für die User gab sich diese heimtückische Anwendung aus als ein harmloses Spiel.

Facebook kommentierte, man prüfe jede Applikation von Dritten und sperre problematische Produkte gegebenenfalls. Die Kontrolle ist offenbar löchrig, zumal sich die Frage stellt, ob eine Anwendung standardmäßig überhaupt solch breite Zugriffsmöglichkeiten haben sollte.

Tatsache bleibt, dass es die Nutzer sind, denen die letzte Kontrolle obliegt. Sie sind es, die breite persönliche Informationen über sich preisgeben und selbst bestimmen, welche Anwendungen sie anklicken oder welche Daten sie an weitere Dienste übertragen. Das Problem: Es fehlt an Aufklärung über mögliche Gefahren, während Betreiber sozialer Netzwerke ihre Nutzer zunehmend anspornen, möglichst viele und möglichst genaue Daten anzugeben. Kein Wunder: Nur so lohnt sich personalisierte Werbung, mit der das große Geld verdient wird.

Auch ist das Vertrauen in das Internet an sich trotz aller potenzieller Gefahren groß. So fand kürzlich eine repräsentative Umfrage des IT-Verbandes Bitkom unter 1.000 deutschen Nutzern heraus, dass die Mehrzahl ihre Daten im Netz für "sicher oder sehr sicher" hält. Die Anbieter von Sozialen Netzwerken haben es also selbst in der Hand, ob das gute Gefühl ihrer Kunden auch in Zukunft erhalten bleibt.

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