Ein Röntgenlabor auf Rollen: Auf Tour gegen Brustkrebs

Das neue Programm zur Krebs-Früherkennung hat sich bewährt, sagen Experten. Jede zweite eingeladene Frau kommt zur Untersuchung. Die umherfahrenden "Mammobile" sind beliebt.

"Wir fahren hin zur Frau": Dies ist ein "Mammobil", eine Art Röntgenlabor auf Rollen. Bild: dpa

BERLIN taz Das mobile Wartezimmer empfängt die Frauen in Orange und Hellgrau. Ein Strauß Tulpen ziert die Theke. Hinter einer Trennwand steht blankgeputzt die Apparatur, wegen der Frauen diesen Bus betreten: Dies ist ein "Mammobil", eine Art Röntgenlabor auf Rollen. Frauen lassen hier ihre Brust durchleuchten. "Wir fahren hin zur Frau", sagt Sabine Hollemann-Uleer, die den Kurs dieses grauen Busses durchs südliche Niedersachsen koordiniert. "Wir stellen uns zum Beispiel auf den Marktplatz. Das ist ein Riesenerfolg. Wir hätten nicht gedacht, dass so viele Frauen kommen."

Am Dienstag hat Hollemann-Uleer den Bus nach Berlin geschickt. Er dient als Anschauungsobjekt auf einer Tagung, zu der neben anderen das Bundesgesundheitsministerium lud. Sie beleuchtet, wie sich das neue Programm zum Mammografie-Screening bewährt hat.

2002 beschloss der Bundestag, überall in Deutschland ein Angebot zur Brustkrebs-Früherkennung einzuführen. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren - die am meisten gefährdete Altersgruppe - sollen alle zwei Jahre zur Mammografie geladen werden. So sollen Veränderungen im Gewebe frühzeitig entdeckt werden. Denn dann sind die Heilungschancen hoch. Mittlerweile "steht für etwa 70 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen ein Angebot zur Verfügung", sagte Jan Sebastian Graebe-Adelssen von der Kooperationsgemeinschaft Mammografie in Köln. Etwa die Hälfte der Frauen erscheint tatsächlich zum Screening. Rund sieben Prozent der Frauen werden dann noch einmal zu einer genaueren Untersuchung eingeladen.

Eine von ihnen ist die Bonnerin Anne Gau. Sie habe es begrüßt, als sie die Einladung zu einem Screening-Termin in ihrem Briefkasten fand. "Ich fühlte mich da keineswegs bevormundet." Dann kam der Schreck: Nach dem ersten Termin musste sie zu einer weiteren Untersuchung. In ihrer Brust fanden sich winzige Veränderungen, die sie operieren ließ. Am Ende entpuppten sie sich als harmlos.

Gerade solche "falsch positiven Befunde", wie die Ärzte sie nennen, sind ein Grund, warum das Verfahren umstritten ist. Frauen würden durch unklare Befunde geängstigt, führen die Kritiker an. Zudem werden gesunde Frauen mit Röntgenstrahlen belastet - und Tumore behandelt, die vielleicht nie zu Problemen geführt hätten. Das neue Programm versucht, solche Nebenwirkungen einzudämmen, in dem es die Diagnostik verfeinert: Jede der Aufnahmen wird von zwei Fachärzten beurteilt. Nur Ärzte, die mindestens 5.000 Bilder pro Jahr auswerten, dürfen an dem Programm teilnehmen. Die Untersuchung nehmen spezialisierte Zentren vor - oder eben die "Mammobile", die über Land fahren. Dass sich ein solches Programm bewähren kann, sieht Per Skaane von der Uni Oslo anhand von Daten aus Kopenhagen und Island belegt: Gehe eine Frau regelmäßig zum Screening, dann sinke ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um 35 Prozent. "Die Methode kann Tausenden das Leben retten."

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