Wegen SMS-Affäre mit Stripperin: Finnischer Außenminister tritt zurück

Finnlands Außenminister Ilkka Kanerva muss wegen zahlreicher SMS-Nachrichten an eine Stripperin zurücktreten. Ein Klatschblatt hatte einen Teil der über 200 Mitteilungen veröffentlicht.

Der Mann mit den flinken Fingern: Kanerva hat einer Tänzerin mehr als 200 SMS geschickt. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Nun hat sein allzu ausgeprägtes Interesse für Nachtklubtänzerinnen Ilkka Kanerva doch den Job gekostet. Am Dienstag musste Finnlands Aussenminister gehen. Es wollte nämlich auch nach vier Wochen kein Gras über mehrere Hundert SMS wachsen, die der 60-jährige an eine 29-jährige Stripperin geschickt hatte. Dass es dabei nicht nur ums Wetter ging, sondern sich der Herr Minister beispielsweise auch brennend für Unterwäschedetails interessierte und sich erkundigte wie diese Johanna Tukiainen "es denn gerne hätte?", wurde endgültig klar, als das Wochenblatt Hymy in seiner am Dienstag erschienen neuesten Ausgabe Auszüge aus einigen dieser SMS zum besten gab - welche der Minister über sein Diensthandy abgesetzt hatte.

Angesichts der Vielfalt des SMS-Materials, dessen Weitergabe an Hymy sich die Blondine angemessen hatte bezahlen lassen, versprach das nur der Anfang einer mehrere Wochen andauernden peinlichen Fortsetzungsgeschichte zu werden. Womit auch die Geduld in Kanervas konservativer "Sammlungspartei" endete. Die vermutlich sowieso in kaum einem anderen Land so langandauernd gewesen wäre, wie gerade in Finnland.

"Solange er solche SMS nicht an Condoleezza Rice schickt, ist das seine Privatsache, die mit seinem Amt nichts zu tun hat", meinte die Vorsitzende einer regionalen Parteiorganisation noch vorletzte Woche. Und bekanntermassen sei Kanerva ja "ein viriler Mann". Auch Ministerpräsident Matti Vanhanen deckte seinen Aussenminister bis zuletzt. Was aber auch mit männlicher Solidarität zu tun haben könnte. Kann der Regierungschef doch selbst seit einigen Wochen seine leidenschaftlichen Mails und SMS an eine verflossene Liebhaberin zwischen zwei Buchdeckeln verewigt lesen. Nachdem er diese Veröffentlichung auch gerichtlich nicht hatte verhindern können.

Gerade angesichts Vanhanens Frauengeschichten vertrug die finnische Regierung nun nicht auch noch einen Fan erotischer SMS, meint Göran Djupsund, Professor für Staatswissenschaft: Irgendwo sei nun mal Schluss für "die Glaubwürdigkeit von Regierung und Politik". Und er wundert sich, warum man Kanerva den Stuhl nicht gleich vor die Tür gesetzt habe: "Das schadet doch der gesamten Regierung." Djupsunds Dozentenkollegin Åsa Bengtsson stimmt zu: "Dass er danach überhaupt weitermachen konnte als sei nichts geschehen, sagt viel über die politische Kultur in unserem Land aus. Toleranz kann auch zu weit gehen. Und ein gutes Licht auf die Rollen von Männern und Frauen in der Politik wirft die Geschichte ja nun gar nicht."

Der Major der Reserve mit zwei erwachsenen Töchtern ist Wiederholungstäter. Schon vor drei Jahren - damals war Kanerva Parlamentspräsident - kamen seine intimen SMS an einige Damen des Vergnügungsgewerbes in die Schlagzeilen.

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