Kolumbien im Konflikt mit Nachbarn: "Provozierende Manöver" von Chávez

Venezuela verlegt Truppen an die Grenze zu Kolumbien. US-Präsident Bush steht zu Kolumbien, und dessen Staatschef will Chávez vor den Internationalen Gerichtshof bringen.

Venezuela verstärkt seine Truppen an der Grenze zu Kolumbien. Bild: dpa

BOGOTÁ taz Venezuela hat am Mittwoch mit der Verlegung von zehn Panzer-Bataillonen an die kolumbianische Grenze begonnen. Die Mobilisierung schließe Luftwaffe, Marine und Heer ein, teilte Verteidigungsminister Gustavo Rangel mit. Damit spitzt sich die Krise nach dem Angriff der kolumbianischen Armee auf ein Camp der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) in Ecuador, bei der am letzten Samstag Farc-Vize Raúl Reyes getötet wurde, weiter zu.

Am Dienstag bekam Kolumbien Rückendeckung aus den USA: "Wir wenden uns fest gegen alle aggressiven Handlungen, durch die die Region destabilisiert werden könnte", sagte US-Präsident George W. Bush. Natürlich meinte der US-Präsident nicht den Überfall, den Kolumbien sorgfältig und offenbar in Abstimmung mit US-Militärs geplant hatte - sondern die Reaktionen von Hugo Chávez darauf. Dem venezolanischen Präsidenten wirft Bush wegen der Truppenverlegung an die Grenze und der Ausweisung sämtlicher kolumbianischer Diplomaten aus Caracas "provozierende Manöver" vor.

Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe kündigte unterdessen an, er werde Chávez beim Internationalen Strafgerichtshof als "Sponsor von Völkermördern" verklagen - aus einem Brief in Reyes sichergestellten Computer, so Bogotá, gehe hervor, dass Venezuela die Farc mit 300 Millionen Dollar habe finanzieren wollen.

Ecuadors Staatschef Rafael Correa warb in Peru und Brasilien für "eine Regionalisierung des Friedens" und bekam die Rückendeckung seiner Kollegen Alan García und Luiz Inácio Lula da Silva. In Brasília sagte Correa, er werde die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien erst "in dem sehr unwahrscheinlichen Fall" wieder aufnehmen, dass sich Uribe unmissverständlich entschuldige: "Die internationale Gemeinschaft muss den Aggressor verurteilen. Wenn es ecuadorianische Tote gegeben hätte, wäre jetzt schon Krieg".

Bei einer Sondersitzung der Organisation der Amerikanischen Staaten, die am Mittwoch fortgesetzt werden sollte, gelang es Kolumbien mit Hilfe der USA bislang, eine Verurteilung abzuwenden. Ecuador hatte eine Resolution beantragt, mit der Kolumbien wegen der Verletzung des Territoriums und der Souveränität Ecuadors verurteilt werden sollte. Bogotá wehrt sich zudem gegen die Entsendung einer internationalen Kommission, die den Überfall untersuchen könnte. Die Regierungen Chiles, Argentiniens und Uruguays haben angeboten, im Konflikt der drei Länder zu vermitteln.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.