SPD-Zwist wegen Umgang mit Linkspartei: "Steinbrück nutzt Situation Becks aus"

Das SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer greift SPD-Vize an: Steinbrück soll sich an seine Beschlüsse halten.

Als es noch Sommer war: Hermann Scheer (li.) mit Hessens SPD-Spitzenfrau Andrea Ypsilanti Bild: dpa

taz: Herr Scheer, es hagelt innerparteiliche Kritik am SPD-Parteivorsitzenden Kurt Beck. Wie sehr hat sich Beck durch seinen holprigen Strategiewechsel selbst geschwächt?

Hermann Scheer: Es ist absurd, wegen einiger Turbulenzen in den letzten Tagen über eine mögliche Schwächung Kurt Becks zu spekulieren. Auf eine solche Idee kann nur kommen, wer Augenblicksmomente so absolutiert, dass er den Blick für die Realität verliert. Was Kurt Beck sagt, entspricht dem Denken der weit überwiegenden Mehrheit in der SPD.

Immerhin sollen Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück planen, Beck die Kanzlerkandidatur zu entreißen. Das sind zwei seiner drei Stellvertreter.

Ich halte das für ein Hirngespinst. Wenn es einen solchen Putschplan geben sollte, wäre er jedenfalls sehr dilettantisch angefangen worden. Es gibt aber Leute in der Partei, die die schwierige Situation gezielt ausnutzen und sich völlig undifferenziert zu Dingen äußern, denen sie kurz zuvor selbst zugestimmt haben. Darunter befindet sich leider auch ein Stellvertreter von Kurt Beck.

Der SPD-Vize Peer Steinbrück hat Becks Strategiewechsel als Wortbruch gegeißelt. Wird diese Kritik im heute tagenden Parteirat geteilt?

Im Gegenteil. Ich glaube, es gibt Unmut wegen ihm und seiner laufenden Kritik an Beck: Es ist unangemessen und unfair, wenn Peer Steinbrück immer wieder von Wortbruch spricht, ohne eine Alternative benennen zu können. Wenn die SPD sich aus der babylonischen Gefangenschaft der CDU befreien und künftig nicht immer nur als deren Juniorpartner regieren will, muss sie sich nach links öffnen. Deshalb ist es richtig, dass Beck diese Entwicklung angeschoben hat. Und es ist Quatsch seinen Kommunikationsstil dabei zu kritisieren. Er hatte das ja so nicht geplant.

Dennoch sind laut Umfragen nur noch 28 Prozent der Bürger mit Kurt Beck zufrieden. Zweifel an Becks Tauglichkeit zum Kanzlerkandidaten sind da nicht abwegig.

Es ist ein Irrtum, den Kanzlerkandidaten einfach danach auswählen, wer gerade in den Umfragen oben steht. Dann kann man diese wichtige Entscheidung auch gleich den Demoskopen überlassen.

INTERVIEW: LARS GAEDE

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.