Acht Siege in Folge bei US-Vorwahlen: Obama überholt Clinton

Die Demokraten strömen Barack Obama zu: Mancherorts gingen die Stimmzettel aus. Er gewinnt in Virginia, Maryland und der Hauptstadt. Und erringt damit acht Siege in Folge.

Schon Pop: Barack Obama. Bild: reuters

WASHINGTON taz So viele kamen zur Wahl, dass in manchen Wahlbüros die Stimmzettel ausgingen. Trotz Regen, Graupelschauer und Eis - die demokratischen Wählerinnen und Wähler der beiden US-Bundesstaaten Maryland und Virginia sowie des Hauptstadtbezirkes Washington DC standen wie nie zuvor Schlange vor den Wahlbüros. Mit überwältigender Mehrheit gaben sie dort dann Barack Obama, dem demokratischen Juniorsenator aus Illinois, ihre Stimmen. Mit seinem nun achten gewonnen Vorwahlkampf seit vergangenem Wochenende liegt der afroamerikanische Politiker damit erstmals wieder vor seiner Rivalin Hillary Clinton. Die Führung hatte Obama nur ganz am Anfang des Vorwahlreigens in Iowa innegehabt.

Mit den deutlichen Gewinnen in den Dienstags-Primaries überholt Obama seine Konkurrentin Clinton bei der Zahl der Delegierten für den Nominierungsparteitag Ende August. Nach jüngsten Zählungen kommt der Senator auf mindestens 1.215 Delegierte, Clinton hat mindestens 1.190 Delegierte hinter sich - 25 Stimmen weniger. Für die Nominierung bei den Demokraten sind die Stimmen von mindestens 2.025 Delegierten notwendig.

Bei den Republikanern machte der Senator und Favorit John McCain ebenfalls mit Siegen in den gleichen drei Bundesstaaten Verluste vom Wochenende gegen seinen Rivalen Mike Huckabee wett. Der von Teilen der konservativen Basis als zu liberal angesehene Vietnamveteran McCain hatte am Samstag die Staaten Louisiana und Kansas an den ehemaligen Baptistenprediger Huckabee verloren. Im Staat Washington gewann er nur knapp, was Analysten als schwindende Unterstützung für McCain interpretierten. Trotzdem liegt er weit vor seinem letzten verbliebenen Konkurrenten Huckabee.

Obama kam im Hauptstadtbezirk Washington, in dem bis zu 70 Prozent der Bevölkerung afroamerikanisch sind, auf etwa 75 Prozent der Stimmen. Hillary Clinton kam auf lediglich 24 Prozent. In Virginia stimmten knapp 64 Prozent der demokratischen Wähler für Obama und in Maryland rund 60 Prozent.

"Heute sind wir auf unserem Weg", rief Obama nach Bekanntwerden der Ergebnisse begeisterten Anhängern in Madison, im US-Bundesstaat Wisconsin, zu. “Und diese Bewegung wird nicht halt machen, bis wir in Washington angekommen sind!”

Kommentatoren spekulierten noch in der Nacht, ob Obamas Siegesserie bereits ein deutliches Zeichen dafür sei, dass sich der Wahlkampf - anstatt in der befürchteten Pattsituation zu verharren - schon zu Gunsten Obamas gewendet habe. Entscheidend sei neben der Zahl der Delegierten die Tatsache, dass der Senator mit jeder Wahl besser bei den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen abschneide. In Maryland und Virginia, so erste Wählerbefragungen, hat Obama sogar besser bei Frauen abgeschnitten als Clinton. Beide lagen gleichauf bei weißen Wählenden. Obamas deutliche Siege der letzten Tage zeigten, so US-Analysten, dass zahlreiche Demokraten ihre anfängliche Skepsis gegenüber dem 46-jährigen Außenseiter überwunden hätten – und ihn nun durchaus für präsidiabel halten.

Clinton gab sich unterdessen trotz der jüngsten Niederlagen betont zuversichtlich. Sie schaue nach vorn und nicht zurück, sagte die Senatorin am Dienstagabend bei einer Wahlkundgebung in Texas. Im größten aller US-Bundesstaaten sowie in Ohio rechnet sich die ehemalige First Lady bei den Vorwahlen am 4. März Siegeschancen aus, da dort viele Latinos und Arbeiter abstimmen, bei denen sie gewöhnlich höher punktet als ihr Konkurrent Obama. Laut Medienberichten will Clinton am kommenden Dienstag bei den Vorwahlen in Wisconsin (hier werden ingesamt 92 Delegierte bestimmt) Obama kampflos das Feld überlassen – alles nur, um sich ganz auf die Delegiertenreichen Staaten Texas und Ohio (zusammen 389 Delegierte) konzentrieren zu können.

Im Wahlkampflager Hillary Clintons scheint trotz demonstrativem Optimismus der Haussegen schief zu hängen. So trat am Dienstag der stellvertretende Wahlkampfmanager, Mike Henry, zurück. Henry war von der bisherigen Wahlkampfleiterin Patti Solis Doyle angeworben worden, die nach einer Reihe von Vorwahlniederlagen am Sonntag von Clinton geschasst worden war. Statt Solis Doyle betraute Clinton ihre langjährige Vertraute, die Afroamerikanerin Maggie Williams mit dem Management ihres Wahlkampfs. Anders als die Obama-Kampagne leide das Clinton-Team zudem an finanziellen Engpässen sowie einer fehlenden Basisbewegung in entscheidenden Regionen, hieß es in Medienberichten.

Würden die Amerikaner schon jetzt darüber abstimmen, wer als Nachfolger George W. Bushs ins Weiße Haus einzieht, würde Obama knapp vor McCain liegen. Das ergab am Montag eine Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos. Wäre Hillary Clinton die Kandidatin der Demokraten, lägen sie und McCain gleichauf. Noch ein Pluspunkt für Barack Obama.

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