Streiks allerorten: Aufstand auch am Kontrabass

U-Bahn-Fahrer, Stahlwerker, Orchestermusiker proben Ausstände. Die Gewerkschaft Ver.di will Forderung nach Gehaltserhöhungen von 8 bis 12 Prozent durchdrücken.

In Berlin steht die U-Bahn still. Bild: dpa

BERLIN taz Die Berliner müssen sich noch bis Sonnabend, 15 Uhr, in Geduld üben. Bis dahin stehen die U-Bahnen und Busse in der Hauptstadt still. "Noch ist die Laune gut", sagt eine 40-jährige Berlinerin am Neuköllner U-Bahnhof Hermannstraße, "schließlich brauchen alle länger zur Arbeit".

Durch den kurzfristig anberaumten Streik seit Freitag will die Gewerkschaft Ver.di ihrer Forderung nach Gehaltserhöhungen von 8 bis 12 Prozent für rund 11.500 Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Nachdruck verleihen. Der Arbeitskampf in Berlin ist nach dem beendeten Tarifkonflikt der Lokführer der spektakulärste Streik. Gleichzeitig befinden sich aber noch Beschäftigte vieler anderer Branchen in der Republik in Arbeitskonflikten.

So starteten im Tarifstreit der westdeutschen Stahlindustrie in der Nacht zu Freitag erste Warnstreiks. In Salzgitter legten rund 700 Beschäftigte der Nachtschicht in vier Betrieben die Arbeit nieder. Die IG Metall fordert in der Tarifrunde für die rund 85.000 Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen 8 Prozent höhere Einkommen. "Mit uns geht keine Hinhaltetaktik auf", sagt Robert Sadowski von der IG-Metall-Bezirksleitung NRW.

Auch beim Energiekonzern Vattenfall beteiligten sich am Freitag bundesweit rund 7.000 Beschäftigte an Warnstreiks, um auf den Konzern Druck auszuüben. Auch hier fordern die Gewerkschaften 8 Prozent mehr Lohn.

Bescheidener sind dagegen die Orchestermusiker. Zwischen Dienstag und Donnerstag hatten die Philharmoniker in Hamburg, die Staatsorchester in Stuttgart und Oldenburg und andere Orchester durch einen Warnstreik jeweils für eine Viertelstunde die Proben ausgesetzt. "Die müssen dann zuhause etwas mehr üben", erklärt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, in der die staatlichen Musiker organisiert sind. Die Künstler protestieren dagegen, dass der Arbeitgeberverband Deutscher Bühnenverein die Musiker nicht mehr automatisch an den künftigen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst teilhaben lassen will. Ein Instrumentalist an einem kleinen städtischen Orchester verdient nur rund 2.500 Euro brutto im Monat.

Bescheiden sind auch die Forderungen im Einzelhandel. Ver.di organisiert hier schon seit Monaten kaum spürbare betriebliche Ausstände, um gegen die Kappung der Zuschläge für Spätarbeit zu protestieren. Ver.di fordert den Erhalt der Zuschläge und zwischen 4,5 und 6,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber wollen allerdings nur eine Tariferhöhung von 1,7 Prozent. Weitere Lohnsteigerungen sollen mit der Kappung der Zuschläge verrechnet werden. Da die Gewerkschafter von einer Preissteigerungsrate von 2,2 Prozent ausgehen, wollen sie einen Verlust der Kaufkraft um 0,5 Prozent nicht akzeptieren, sagt Ulrich Dalibor von der Gewerkschaft.

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