US-Vorwahlen: Rudy Giuliani hat sich verrechnet

New Yorks Exbürgermeister wollte in Florida gewinnen - und bekam nur 15 Prozent

Hat zu spät begonnen zu kämpfen: Rudy Giuliani. Bild: dpa

WASHINGTON taz Der Preis für den größten Flop der US-Präsidentschaftswahl 2008 geht zweifellos an Rudy Giuliani, den New Yorker Exbürgermeister. Giuliani, der als nimmermüder Stadtvater seinen Landsleuten als Held galt, hat sich völlig verrechnet. Noch im November hatte er im republikanischen Bewerberfeld mit Abstand als Favorit gegolten. Dann, zehn Tage vor den Wahlen in Florida, wurde er plötzlich in den Meinungsumfragen zu absoluter Bedeutungslosigkeit verdammt. Giuliani, der nach den Attacken von 9/11 auf den rauchenden Trümmern des World Trade Center seinem Land wieder Zuversicht gegeben hatte, landete mit nur 15 Prozent Zustimmung abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Giuliani hatte darauf verzichtet, in den anderen sechs Vorwahlstaaten Wahlkampf zu machen, und sich ausschließlich auf Florida konzentriert. Dort wollte er mit einem großen Entrée ins Rennen ums Weiße Haus einsteigen. Schon seit Wochen hatten sich Analysten über diese Taktik gewundert. Einige nannten es "die dümmste Wahlkampftaktik in der Geschichte des US-Präsidentschaftswahlkampfs". Denn noch nie habe ein Republikaner gewonnen, der in Florida gestartet sei.

Geschadet hatten Giuliani zwischenzeitlich immer wiederauftauchende Skandalmeldungen über seine Rechtsanwaltskanzlei, die in asiatischen Geldwäschegeschäfte verwickelt sein soll. Wenig hilfreich war auch eine Anklage wegen Betrugs gegen seinen früheren New Yorker Polizeichef, Bernard Kerik, den Giuliani in Washington sogar als Minister empfohlen hatte. Unerwartet kam zudem das politische Comeback seines schärfsten Konkurrenten, John McCain, im November.

Bitter für Giuliani war am Ende besonders die Tatsache, dass Wähler seinem Konkurrenten Mitt Romney mehr Fähigkeiten zur Terrorbekämpfung zusprachen als ihm selbst. Denn schließlich hatte er sich insbesondere auf seinen landesweiten Ruhm nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 verlassen. Laut dem US-Sender CNN wird Giuliani an diesem Donnerstag offiziell aus dem Rennen aussteigen und seinen Wählern empfehlen, sich für McCain einzusetzen.

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