US-Vorwahlen in Florida: Republikaner Giuliani scheitert

In Florida wollte der Held von 9/11 mit großem Entrée in die Vorwahlen eintreten - und scheiterte. McCain machte das Rennen. Auch die Demokraten stimmten ab.

Aus der Traum: Rudy Giuliani. Bild: ap

WASHINGTON taz Rudy Giuliani galt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner im Ringen um die Präsidentschaftskandidatur. In Florida in der Nacht zum Mittwoch sollte sein großer Auftritt kommen. Doch Giuliani, der als Bürgermeister New Yorks zur Zeit des Anschlages am 11. September 2001 und danach landesweit berühmt geworden war, hatte sich gewaltig verrechnet. Einer unüblichen Strategie folgend hatte Giuliani darauf verzichtet, in den anderen Vorwahlstaaten Wahlkampf zu machen - und konzentrierte sich statt dessen ganz auf Florida - eine Taktik die manche Kommentatoren schon vor Wochen als "dümmste Wahlkampftaktik in der Geschichte des US-Präsidentschaftswahlkampfes" bezeichnet hatten. Giuliani hatte in dem südlichsten Bundesstaat mit einem großen Entrée in die "Primaries" ("Vorwahlen") gerechnet.

Live-Ticker, Hintergründe, Kommentare und Analysen am Super-Tuesday am 5. Februar: Verfolgen Sie auf taz.de Dienstag Nacht bis Mittwoch früh die Abstimmungen in mehr als 20 US-Bundesstaaten - den Höhepunkt der US-Vorwahlen zur Präsidentschaft. Am Dienstag ab 23 Uhr.

Doch statt der strahlende Sieger zu werden, landete Giuliani mit mageren 15 Prozent Zustimmung abgeschlagen auf dem dritten Platz. Besonders bitter war ersten Wählerumfragen zu Folge die Tatsache, dass die Wähler seinen Konkurrenten Mitt Romney mehr Fähigkeiten bei der Terrorbekämpfung zusprachen als Giuliani. Sein Ruhm von 9/11 ist offenbar verblasst. Der US-Sender CNN berichtet, Giuiliani wolle noch am Mittwoch offiziell aus dem Rennen aussteigen und seinen Wählern empfehlen, sich für John McCain einzusetzen.

McCain war nämlich klarer Sieger in Florida und ist mit seinem Wahlsieg in der wichtigen Vorwahl in Florida der Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur ein gutes Stück näher gekommen.

So wollte die Liste der Namen, bei denen sich John McCain bedankte, kein Ende nehmen. Und der republikanische Senator aus Arizona hat allen Grund, seinen Mitkämpfern in Florida dankbar zu sein. McCain geht nun mit Schwung in den "Super-Tuesday" ("Superdienstag") am 5. Februar, an dem in zwei Dutzend Bundesstaaten Bewerber für das Weiße Haus gekürt werden. Dann könnte bereits eine Vorentscheidung fallen.

McCain siegte mit 36 Prozent vor Romney mit 31 Prozent. Der Außenseiter und Ex-Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, schnitt mit 13 Prozent kaum schlechter ab als Giuliani. Huckabee, der überraschend in Iowa gesiegt hatte, will genau wie Romney weiter im Rennen bleiben. Ihm werden noch gute Chancen in den Staaten des sogenannten Bibelgürtels eingeräumt.

Auch bei den Demokraten gab es eine Siegerin: Hillary Clinton errang einen zunächst symbolischen Sieg in Florida. Sie gewann mit 50 Prozent Zustimmung haushoch vor ihrem Konkurrenten Barack Obama mit 33 Prozent. John Edwards kam auf lediglich 14 Prozent. Delegiertenstimmen bekommt Clinton dafür allerdings keine, denn es stand schon seit Monaten fest, dass die Florida-Primaries aus parteiinternen Gründen nicht berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass den Kandidaten keine Delegierten aus Florida zuerkannt werden, die auf dem Nominierungsparteitag im Sommer für sie stimmen würden.

Wegen eines parteiinternen Streits um die Vorverlegung des Wahltermins hatte die Parteizentrale Floridas Delegierte annulliert. Die demokratischen Bewerber hatten deshalb in dem Staat keinen einzigen Tag Wahlkampf betrieben. Umso überraschender war des, dass dennoch rund 1,4 Millionen Demokraten zur Wahl gegangen waren. Auch deshalb sprach Clinton am abend von einem "großen Sieg". Sie kündigte bei ihrer Siegesfeier in Florida an, beim zuständigen Parteikommittee für eine nachträgliche Anerkennung der Stimmen in Florida und Michigan kämpfen zu wollen.

McCain bekommt in Florida hingegen alle 57 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer, da in Florida der Sieger automatisch alle Delegiertenstimmen erhält. McCain zeigte sich vor jubelnden Fans recht überzeugt davon, dass er nun die Nominierung seiner Partei gewinnen werde. Der Sieg über Romney sei knapp gewesen, sagte McCain, es sei kein erdrutschartiger Sieg gewesen, "aber nichtsdestotrotz ein süßer Sieg" sagte er mit einem breiten Grinsen.

Romney konnte am Abend seine Enttäuschung nicht verbergen. Vor seinen Fans sagte er aber auch, dass die Entscheidung über die Nominierung noch lange nicht gefallen sei. Damit könnte er sogar Recht haben. Kommentatoren gaben sich nach McCains Wahlsieg überzeugt davon, dass der Kriegsveteran und Vietnamheld McCain bei Themen wie zum Beispiel Immigration und Abtreibung noch zahlreiche Widerstände im Lager der Konservativen zu überwinden habe. In diesen Fragen erscheint der Senator vielen Republikanern als zu liberal.

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