Europäischer Zahlungsverkehr: Keine ausgespuckten Bankkarten mehr

Einfacher und kostengünstiger soll der europäische Zahlungsverkehr künftig sein - für Finanzdienstleister und Bankkunden, meint die EU-Kommission.

Dank Sepa soll eine Überweisung in der Euro-Zone nur noch drei Tage dauern. Bild: ap

BRÜSSEL taz Mit Champagner feierten Politik und Bankenwelt am Montag den Start der zweiten Phase im bargeldlosen europäischen Zahlungsverkehr Sepa, Single Euro Payments Area. Die gute Nachricht: Der Ärger etwa an ausländischen Tanksäulen, die deutsche Bankkarten oft ungelesen wieder ausspucken, wird bald der Vergangenheit angehören.

Die schlechte Nachricht: Die langen, fehleranfälligen IBAN-Nummern und SWIFT-Codes werden nach einer dreijährigen Übergangsfrist wohl auch im inländischen Zahlungsverkehr zur Regel. Ab 1. November 2009 sollen auch das Lastschriftverfahren im ganzen Euroraum grenzüberschreitend möglich sein.

Derzeit existieren im Euro-Zahlungsraum nationale und internationale Zahlungssysteme nebeneinander. Für Banken, Geldautomatenbetreiber und europaweit operierende Unternehmen bedeutet das zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand. Die EU-Kommission hat immerhin schon vor drei Jahren für die Verbraucher durchgesetzt, dass Zahlungsgeschäfte im Euroraum nicht teurer berechnet werden dürfen als nationale Transaktionen. Wer schon einmal versucht hat, eine Ferienwohnung auf Sizilien oder in der Provence per Überweisung zu bezahlen, wird dennoch enorme Unterschiede festgestellt haben, sowohl was die Dauer als auch die Kosten der Prozedur angeht.

Von spätestens 2010 an sollen alle Banken in der Eurozone ausschließlich nach dem Sepa-Mechanismus arbeiten. Die EU-Kommission ist überzeugt, dass sich dadurch die Kosten enorm reduzieren lassen und die Dienste auch schneller werden. Eine Überweisung darf ab sofort im Euroraum nicht mehr länger als drei Tage dauern, ab 2012 muss sie überall in der Eurozone innerhalb von einem Tag ausgeführt werden. Eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Wirkungsstudie sagt voraus, dass sich in den nächsten sechs Jahren 123 Milliarden Euro an Kosten einsparen lassen, nähmen Banken und ihre Kunden das neue System gut an. Voraussetzung wäre aber, dass auch Behörden und öffentliche Arbeitgeber künftig mit Sepa arbeiten, denn sie veranlassen 20 Prozent des Zahlungsverkehrs in der EU.

Bislang verschanzen sich große öffentliche Unternehmen wie die Bundesagentur für Arbeit aber hinter ihren nationalen Vorschriften und scheuen die Kosten einer solchen Umstellung. Die EU-Kommission setzt ihre ganzen Hoffnungen auf den mündigen Verbraucher.

Kommissar Charlie McCreevy hofft wieder einmal auf die Wunderkräfte des Binnenmarktes. Unternehmen und Einzelkunden sollen von ihrer Bank verlangen, dass sie Sepa rasch und kostengünstig anbietet. Andernfalls sollen sie den Finanzdienstleister wechseln und sich EU-weit nach Alternativen umsehen. Mehr Konkurrenz im Eurozahlungsraum würde dazu führen, dass bald alle Banken ganz auf Sepa umstellen, glaubt McCreevy. Privatkunden dürften sich allerdings schwer tun, die Angebote holländischer, französischer und italienischer Kreditinstitute zu vergleichen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.