Bush auf Nahostreise: Missionar vor skeptischen Ölscheichs

Trotz ihrer Furcht vor dem wachsenden iranischen Einfluss in der Region verweigern sich die arabischen Staaten einer Konfrontation mit dem Iran und setzen lieber auf Dialog.

Bei seinem Besuch auf der arabischen Halbinsel versucht Bush die politischen Führer ins antiiranische Boot zu holen. Bild: dpa

KAIRO taz Nach Israel warb US-Präsident George W. Bush auch am arabischen Golf für sein antiiranisches Bündnis. Am Sonntag rief er in Abu Dhabi die befreundeten arabischen Staaten in der Golfregion auf, gegen Teheran zusammenzustehen, ehe es zu spät sei. Doch vor allem seit der Schlussfolgerung des letzten Nationalen US-Geheimdienstberichtes, der Iran habe sein Atomwaffenprogramm 2003 eingestellt, ist auch die arabische Bereitschaft, als regionaler Bündnispartner der USA gegen den Iran zu fungieren, deutlich zurückgegangen.

"Die arabischen Staaten sollten ihre eigene Iranpolitik fahren. Solange kein iranisches Atomwaffenprogramm existiert, gibt es keinen Grund, den Iran zu isolieren oder zu bestrafen", verdeutlichte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amru Mussa, diese Position. In Wirklichkeit ist der arabische Standpunkt allerdings nicht so eindeutig. Grundsätzlich gilt: Je näher die Grenze zum Iran, desto größer ist die arabische Bereitschaft, mit den USA zusammenzuarbeiten, um den iranischen Einfluss einzudämmen. Vor allem bei den Golfstaaten, die an den Iran angrenzen, herrscht Furcht vor einem Erstarken der konkurrierenden Regionalmacht. Doch selbst von dort kommen widersprüchliche Signale. Die harte Linie Washingtons gegenüber Teheran stößt dort durchaus auf Gefallen, aber nur solange das Ganze nicht in einer militärischen Konfrontation endet. Denn die Golfstaaten würden in solch einem Fall als Zentrum der Ölquellen sowie aufgrund der dort stationierten US-Truppen fast unweigerlich zur iranischen Zielscheibe.

Die Lage am Golf ist so angespannt, dass dort sogar ein unbeabsichtigter Krieg ausbrechen könnte. Das wurde allen vor Augen geführt, als US-Kriegsschiffe in der Straße von Hormuz am Sonntag vor einer Woche fast das Feuer auf Schnellboote der iranischen Revolutionsgarden eröffnet hatten, die sich ihnen laut US-Angaben auf provokative Weise genähert hatten. Laut dem Pentagon war dies seit Dezember bereits der dritte Zwischenfall dieser Art. "Alle Optionen sind offen, um unsere Schiffe zu schützen", hatte Bush am Mittwoch gewarnt.

"Wir könnten einen Krieg aus Versehen erleben, den niemand geplant und gewünscht hat, und das hat uns aufgeschreckt", beschreibt Abdallah Al-Schaydschi, Politologe an der Universität Kuwait, die Stimmung am Golf. "Mister President, diese Region braucht intelligente Initiativen, nicht intelligente Bomben", lautete denn auch die Schlagzeile, mit der die kuwaitische Tageszeitung Al-Ray Bush begrüßte. Auch in Saudi-Arabien, der vorletzten Station der Nahostreise des US-Präsidenten, die er gestern und heute aufsuchte, wurde deutlich gemacht, dass man trotz der regionalen Rivalität mit dem Iran im Gespräch bleiben möchte. "Wir unterhalten Beziehungen zum Iran, und wir sprechen mit ihnen, wenn wir irgendeine Gefahr aufziehen sehen", erläuterte der saudische Außenminister Prinz Saud al-Faisal die Haltung seines Landes. Mehrmals hat die US-Delegation, die Bush auf seiner Nahost-Reise begleitet, versucht, die mitreisenden Journalisten davon zu überzeugen, dass Teheran verzweifelt alles daran setzt, nicht ausgegrenzt zu werden und dass sich der iranische Regierungschef Mahmud Ahmadinedschad den Golfstaaten als Gesprächspartner förmlich aufdrängt. De facto ist die Pilgerreise des iranischen Präsidenten zum Hadsch nach Mekka Mitte Dezember auf Einladung des saudischen Königs Abdullah erfolgt. Und auch beim Gipfel des Golfkooperationsrates in Doha im selben Monat war er ein geladener Gast.

Neben der Kriegsgefahr gibt es jedoch noch ein ganz anderes, gegenteiliges Szenario, das die Golfstaaten beunruhigt. Die sunnitisch dominierten Staaten fürchten, dass die US-Regierung mit dem Iran einen Deal in Sachen Irak abschließen könnte. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Washington, Teheran und der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad wäre ein Rezept, den Irak zu befrieden - wenngleich auf Kosten der dortigen sunnitischen Interessen. Nur wenige halten eine solche Kehrtwende zur Amtszeit von George Bush für realistisch, aber Riad Kahwaji vom Nahost-Institut für Militäranalysen in Dubai glaubt: "Viele am Golf befürchten, dass die nächste US-Regierung vielleicht doch einen Deal mit Teheran abschließt."

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