Auftakt der US-Vorwahlen: Ein Schock für Hillary

Sie hatte alles so gut vorbereitet - und landete doch bloß auf Platz drei in ihrer Partei: Die ehemalige First Lady Hillary Clinton muss sich für die kommenden US-Vorwahlen etwas einfallen lassen.

Musste eine Niederlage einstecken: Hillary Clinton Bild: dpa

Es war kein knappes Finish, wie von Umfragen bis zuletzt vorhergesagt, sondern eine schallende Ohrfeige für die siegesgewisse Senatorin. Doch der Schock Hillary Clintons dauerte nur kurz: Noch in der Nacht bestieg die frühere First Lady ein Flugzeug nach New Hampshire, wo am kommenden Dienstag die US-Vorwahlen weitergehen. "Wie nominieren wir einen Kandidaten, der den langen Atem hat und der dann auch vom ersten Tag an der beste Präsident ist?", beschrieb Clinton in der Nacht die Aufgabe, vor der nach ihrer Ansicht die Wähler der Demokraten in den nächsten Wochen stehen.

Der lange Atem - das ist dabei der Schlüsselbegriff. Clinton weiß zu gut, dass die ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire immer wieder Favoriten straucheln lassen und weniger prominente Kandidaten ins Rampenlicht katapultieren. Wer spricht heute noch von John Dean, dem 2004 die erste erfolgreiche Internet-Mobilisierung gelang und der mit seiner Anti-Kriegs-Message die Stimmen in Iowa abräumte? Wer von Pat Buchanan, dem streitbaren Konservativen, der 2000 in New Hampshire einen gewissen George W. Bush ziemlich blass aussehen ließ?

Der lange Atem - darauf ist auch die gesamte Kampagne Clintons ausgerichtet. Ein solch langer Atem kostet Geld, und das hat sie zur Genüge. Die formidable Wahlkampfmaschine ihres Gatten Bill hat zweimal erfolgreich durchexerziert, wie ein Demokrat es schafft, ebenso viele Millionen wie die Republikaner zu sammeln.

Und die Parteiapparate in den wichtigen Bundesstaaten haben mitgespielt. Sie haben die Vorwahlentscheidungen möglichst früh und zeitlich möglichst eng zusammengelegt. In den vier kommenden Wochen bis zum 5. Februar finden in fast der Hälfte der 50 US-Bundesstaaten Vorwahlen statt. Die übersteht nicht unbedingt der geeignetste Kandidat, sondern der oder die mit der besten Vorarbeit, dem intensivsten Politmarketing.

Obamas Leute verfügten über riesige Datenbanken, in denen sich über nahezu jeden potenziellen Wähler Angaben finden. Clinton ist in dieser Hinsicht auch gut vorbereitet. Aber sie hat noch einen zusätzlichen, gewaltigen Vorteil: einen Erfahrungsvorsprung aus den zwei Präsidentschaftskampagnen an der Seite ihres Gatten. Das ist ein großes Plus für die kommenden Vorwahlen.

Aber das Ergebnis in Iowa trägt bei genauem Hinsehen gefährliche Warnzeichen für Clinton, die lange Zeit als die "unvermeidbare", ja die beinahe unschlagbare Bewerberin galt. Obama ist eine dramatische Mobilisierung junger, bislang an Politik desinteressierter WählerInnen gelungen. Sie verstehen unter "change", Wechsel, mehr als die Ablösung eines gescheiterten Präsidenten durch eine erfolgreiche Politikerin alten Schlages. Sie sehnen sich nach einem ganz neuen Politikstil, wie ihn Obama ins Zentrum seiner Botschaft stellt.

Und bei zwei für Clinton entscheidenden Wählergruppen lag Obama in Iowa vorn: sowohl unter den Frauen als auch unter WählerInnen, die die Gesundheitsversorgung für das wichtigste Thema des Wahlkampfes halten. In New Hampshire werden die Zuschauer bei der nächsten TV-Debatte der demokratischen Bewerber am heutigen Samstag erleben, wie Clinton darauf reagiert.

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