Autogrammstunde bei Václav Klaus: Der Feind ist grün

Tschechiens Präsident Václav Klaus will vom Klimawandel nichts wissen. Er sieht sich als letzten Widerstandskämpfer gegen die Diktatur der Ökos.

Der tschechische Präsident Václav Klaus auf Promotiontour für sein Anti-Umweltschutz-Buch in einem Berliner Buchladen. Bild: ap

BERLIN taz Die Feinde der Freiheit hat der tschechische Präsident Václav Klaus klar definiert: Es sind die "Al Gores" dieser Welt, die mit "hunderten von Verboten und Vorschriften" die freie Entwicklung der Menschheit bremsen wollten - wegen ein "paar Zehntelgrad Celsius". Al Gore bekam am Montag in Oslo den Friedensnobelpreis, weil er über den Klimawandel aufklärt. Václav Klaus betrieb zur gleichen Zeit in einem Berliner Buchladen eine Art Gegenaufklärung. "Blauer Planet in grünen Fesseln", heißt sein Buch, das jetzt in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Den 120 Seiten vorangestellt hat der Autor eine Karikatur: Ein Mann, der Václav Klaus zum Verwechseln ähnlich sieht, steht, an einen Pfahl gefesselt, auf einem lodernden Scheiterhaufen. Ein langhaariger Vollbartträger zeigt mit dem Finger auf ihn und fragt: "Na, glauben Sie jetzt an die Erwärmung?"

Der Präsident sieht sich in der Rolle des Ketzers gegen eine neue Religion, die er "Environmentalismus" nennt und die die "spontane Entwicklung der Menschheit bremsen" wolle. Seine Thesen sind eingängig und Klimawissenschaftlerin aus jahrzehntelangen Diskussionen bekannt: Das Klima schwanke eh permanent, es gebe keinen wissenschaftlichen Konsens über die Ursachen der Erwärmung und der Versuch, etwas dagegen zu unternehmen, sei eine Vergeudung knapper Ressourcen. Und vor allem: Die "Ideologie der globalen Erwärmung" führe mit ihrem Streben nach Regulierung in eine "neue Unfreiheit".

Klaus beansprucht die moralische Autorität des konservativen Freiheitskämpfers, der bereits den Kommunismus als Regimekritiker erlebt hat. So zieht er Parallelen zwischen "Environmentalisten" und Marxisten: Beide wollten die freie Spontaneität der wirtschaftlichen Entwicklung durch Planung ersetzen.

Mit seinen Thesen hat Klaus sich nicht nur in der Europäischen Union isoliert. Als er in der UNO-Vollversammlung im September zum Klimawandel sprach, verspielte er so die Wahlchancen Tschechiens auf einen Sitz im Sicherheitsrat. So sieht es zumindest die sozialdemokratische Opposition.

Aber auch den Koalitionspartner seiner konservativen Partei ODS, die tschechischen Grünen, hat Václav Klaus vergrätzt. Sie haben ihm für die Präsidentschaftswahl im März die Unterstützung aufgekündigt.

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