Aktienverkauf nach Mindestlohnbeschluss: Kritik an "Monopolyspiel" von Postchef

Über ein Millionengeschäft von Postchef Zumwinkel kurz nach dem Mindestlohnbeschluss ist ein Streit entbrannt. Die Post spricht von einer Kampagne des Springer-Konzerns.

"Großes Weihnachtsgeschenk" durch Mindestlohnbeschluss: Post-Chef Klaus Zumwinkel Bild: dpa

BONN/ HAMBURG taz/afp Mit dem Verkauf eines großen Aktienpakets kurz nach dem Koalitionsbeschluss zum Post-Mindestlohn ist Post-Chef Klaus Zumwinkel in die Kritik geraten. "Es ist moralisch verwerflich, wenn der Post-Chef die Mindestlohn-Entscheidung in dieser Art und Weise in privaten Gewinn ummünzt", sagte die Vize-Fraktionschefin der Grünen, Christine Scheel, der "Bild"-Zeitung von Mittwoch. Ein Sprecher der Deutschen Post nannte den Verkauf eine "Privatsache" Zumwinkels und sprach von einer Kampagne des Axel-Springer-Verlags, zu dem "Bild" und der Post-Konkurrent Pin gehören. Zumwinkel hatte Aktien aus Aktienoptionen für 4,73 Millionen Euro verkauft.

Der Aktienkurs der Post war nach dem Beschluss der Koalition zu Mindestlöhnen am Donnerstag deutlich gestiegen und hatte den höchsten Kurs seit Juli erreicht. Zumwinkel verkaufte am Montag 200. 640 Aktien, die er über Aktienoptionen aus dem Unternehmen erhielt, wie die Post am Dienstag mitteilte.

Der Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, bezeichnete das Millionengeschäft des Post-Chefs als "Monopoly-Spiel", dass "nicht zu unserer sozialen Marktwirtschaft" passe. "Schwarz-Rot hat Herrn Zumwinkel durch den Post-Mindestlohn ein großes Weihnachtsgeschenk beschert", kritisierte er.

Der Post-Sprecher nannte den Bericht der "Bild" "völlig maßlos". Er sei eine "Fortsetzung der Springer-Kampagne gegen uns". Zum Springer-Verlag gehört der größte private Postdienstleister, die Pin Group. Diese hatte am Dienstag angekündigt, wegen des Koalitionsbeschlusses zum Mindestlohn bis zu 1000 Mitarbeiter zu entlassen. Der Mindestlohn wurde zwischen dem von der Deutschen Post dominierten Arbeitgeberverband Postdienste mit der Gewerkschaft Verdi vereinbart und sieht eine Untergrenze für Löhne zwischen acht Euro und 9,80 Euro vor.

Der Post-Sprecher hinterfragte die Entlassungen bei Pin: "Der Mindestlohn ist noch nicht in Kraft. Warum wird dann schon entlassen?" Offenbar gehe es bei Pin "nicht um Mindestlohn, sondern um ein geschäftliches Scheitern".

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