Wie heißt die Grüne Fünferbande?: Pentagon/-gramm des Grauens

Wie heißt die Grünenspitze denn nun intern, "Pentagon-" oder "Pentagramm des Grauens"? Selbst innerhalb der Partei ist man unschlüssig.

Zwei von fünf. Bild: reuters

Unter den Grünen herrscht keine Einigkeit darüber, ob man die Bundesparteispitze nun intern hinter nicht vorgehaltener Hand "Pentagon des Grauens" nennt oder "Pentagramm des Grauens".

Unstrittig ist aber, dass in beiden Fällen die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer, die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Fritz Kuhn sowie der Exumweltminister Jürgen Trittin gemeint sind. Die taz hatte die Bezeichnung "Pentagon des Grauens" ermittelt, der Stern hingegen "Pentagramm des Grauens". Die Welt hatte mit der Quellenangabe taz von einem Pentagramm gesprochen und damit die Verunsicherung in und um die Partei komplett gemacht. Weitere Recherchen der taz ergaben, dass es Ohrenzeugen sowohl für die Bezeichnung "Pentagon des Grauens" gibt als auch für den Begriff "Pentagramm des Grauens". Es gibt aber auch eine Restunsicherheit, ob man "Pentagon" verstanden habe und "Pentagramm" gesagt worden sei und umgekehrt.

Was aber ist mit den Begriffsbildungen gemeint? Das Pentagon ist bekanntlich der Hauptsitz des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums. Es hat je 280 Meter lange Außenwände und eine Grundfläche von 135.000 Quadratmetern. Die Bezeichnung könnte also darauf anspielen, dass die Parteispitze die größte Verteidigungszentrale der Welt ist. Sie könnte auch unterschwellig einen gründungsimmanenten grünen Antiamerikanismus und Pazifismus ausdrücken und die Parteispitze als Feind interpretieren - oder als Kommandozentrale eines imperialistischen Aggressors.

"Pentagon des Grauens" ist eindeutig negativ konnotiert. Das Pentagramm (pentágrammos: mit fünf Linien) hingegen ist ein fünfeckiger Stern und galt ursprünglich als etwas Positives, nämlich als Schutz gegen das Böse. Wie jeder Basisgrüne weiß, sagt in Goethes "Faust I" die Titelfigur Faust zu Mephistopheles den programmatischen Satz: "Das Pentagramma macht dir Pein?" Das angesprochene Pentagramm (auch Drudenfuß genannt) auf der Türschwelle soll Geister, Hexen und in diesem Fall den Teufel bannen. Eigentlich. Doch weil es schlecht zusammengeschustert ist und damit leicht schief geraten, hat es keinerlei positive Wirkung. Wie Mephistopheles sagt: "Beschaut es recht! Es ist nicht gut gezogen. Der eine Winkel, der nach außen zu, ist, wie du siehst, ein wenig offen." Das Pentagramm muss unbedingt geschlossen sein, sonst nützt es nichts.

In der Grünen-Realität wird die Bedeutungsumkehrung des Begriffs Pentagramm durch den Zusatz "des Grauens" ausgedrückt. Dieses Pentagramm bannt das Böse nicht mehr, es ist bestensfalls nutzlos. Die Pein bei seinem Anblick erleidet jedenfalls nicht der Teufel, sondern die Basis. Das gilt allerdings nicht, wenn in Wahrheit die Basis der Teufel sein sollte.

In diesem Fall wäre das "Grauen", also Roth, Bütikofer, Künast, Kuhn und Trittin, etwas "Gutes", etwas moralisch und ethisch so Hochstehendes, dass es die teufliche Basis nicht aushalten kann und schließlich schreiend davonrennt. Ein Zukunftsmodell für die Partei ist allerdings auch das nicht. Pentagon des Grauens oder Pentagramm des Grauens?

Eine offene und sicher kontroverse interne Diskussion sollte bis spätestens 2009 eine Klärung ermöglichen. Oder noch besser: einen tragfähigen Kompromiss ("Pentagron des Grauens"?). Das Demokratischste und damit der Kultur der Partei Entsprechende wäre aber sicher eine Urabstimmung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.