Radikale Pläne: Siemens baut die Chefetage um

Siemens-Vorstandschef Löscher schließt beim Konzernumbau Arbeitsplatzstreichungen nicht aus. Arbeitnehmervertreter sind mit seinen Ideen dennoch zufrieden.

"Das alles wird nicht geräuschlos abgehen": Siemens-Vorstandschef Löscher Bild: dpa

BERLIN taz Peter Löscher hat von seinem Vorgänger Klaus Kleinfeld gelernt - oder besser: aus dessen Fehlern. Als der neue Siemens-Vorstandschef am Donnerstag seine Umbaupläne für den Konzern vorstellte, konnte er nicht nur auf den Rückhalt der Anteilseigner im Aufsichtsrat bauen, sondern auch auf das Wohlwollen der Arbeitnehmervertreter. "Herr Löscher hat an jeder Stelle Wort gehalten", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber, der auch im Siemens-Aufsichtsrat sitzt. Dabei ist der geplante Konzernumbau einer der radikalsten, die es bei dem Münchner Unternehmen je gegeben hat.

Bisher gliedert sich die Siemens AG in neun eigenständige Bereiche, deren Leitungen aber nicht direkt in der Konzernspitze vertreten sind. Betreut werden sie vom sogenannten Zentralvorstand, der eigentlich nur ein Ausschuss des Konzernvorstands, tatsächlich aber das Siemens-Machtzentrum ist. Da seine Mitglieder aber keine operative Verantwortlichkeit haben, sind sie kaum zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem erschwert das zwischengeschaltete Gremium der Siemens-Spitze den direkten Durchgriff auf die Bereiche. Das dürfte das Ausmaß des Korruptionsskandals begünstigt haben.

Löscher will nun "mehr Transparenz", indem er alle Bereiche zu den drei Kernsparten Energie, Industrie und Gesundheit zusammenfasst. Für diese drei soll es Verantwortliche im Vorstand geben, der von elf auf acht Mitglieder verkleinert wird. Anders als Betriebsrat und IG Metall befürchtet hatten, wird kein weiterer Unternehmensbereich ausgegliedert. Auch die Leuchtmittelsparte Osram und die Verkehrs- und Eisenbahntechnik bleiben im Unternehmen.

Entsprechend erfreut zeigte sich Gewerkschaftschef Huber: Das sei ein "Konzept, das sich ausdrücklich gegen eine Zerlegung in Einzelteile und eine Ausschlachtung durch Finanzinvestoren wendet", sagte er. Bei den Arbeitnehmervertretern hat Löscher ohnehin einen Stein im Brett. Vor einer Woche hatte er sich vor Firmen-Betriebsräten dafür entschuldigt, dass Siemens vor seiner Zeit offenbar verdeckte Zahlungen an die Arbeitnehmerorganisation AUB geleistet hatte, um sie als Konkurrenz zur IG Metall aufzubauen.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ralf Heckmann erklärte aber auch, dass man nun erwarte, dass die Umstrukturierungen auch "sozialverträglich gestaltet" werden. Denn mit dem Umbau der Konzernspitze ist es nicht getan. Insgesamt sollen 1,4 Milliarden Euro eingespart werden. Zugleich setzte Löscher die Renditeziele auf bis zu 17 Prozent hoch. "Das alles wird nicht geräuschlos abgehen", so der Konzernchef. Einen Arbeitsplatzabbau könne er also nicht ausschließen. Auch dazu blieb man bei der IG Metall erst einmal gelassen. Schließlich habe Löscher im Aufsichtsrat zugesagt, es werde keinen "Kahlschlag" geben.

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