Kritik an E-Book-Reader "Kindle": Elektro-Lesespaß wird teuer

Amazon will mit seinem E-Book-Lesegerät den Buchmarkt umkrempeln. Doch der Reader hat einige signifikante Nachteile.

"So fängt man keine Bilbliothek an": Amazon-Boss Jeff Bezos muss Kritik einstecken. Bild: ap

Die Menge war durchaus begeistert: Wie sonst nur Apple-Chef Steve Jobs bei der Vorstellung des nächsten hippen Musikspielers ließ sich Amazon-Boss Jeff Bezos am Montag im noblen New Yorker "W"-Hotel feiern. Der Anlass war die Vorstellung des E-Book-Readers "Kindle", mit dem der größte E-Commerce-Konzern der Welt nicht weniger als das Verlagsgeschäft revolutionieren möchte. Ausgestattet mit so genannter "elektronischer Tinte", soll die Ablesequalität bei der von Papier liegen, obwohl das Gerät 200 komplette Buchtitel fasst.

Allerdings könnte der Durchmarsch schwieriger werden, als von dem Unternehmen gedacht. Erntete Amazon zunächst viel Lob, weil die Firma versucht, erstmals elektronische Bücher im großen Stil zu vermarkten (allein 90.000 Titel sollen es zum US-Start sein), gibt es in Experten- und Bloggerkreisen, nachdem inzwischen technische Details vorliegen, auch einiges an Kritik. Der Hauptärger dreht sich dabei um das proprietäre Format, das Amazon nutzt: Der Kindle versteht sich nämlich nur auf Bücher, die das Internet-Handelshaus vertreibt, statt etwa auf das inzwischen weit verbreitete, geschützte PDF-Format zu setzen. Das heißt: Bereits erworbene elektronische Titel muss der Nutzer stets neu erwerben. Und: Sollte Amazon den Kindle einmal einstellen, sind die erworbenen Bücher plötzlich wertlos. "So fängt man keine Bibliothek an", meint der bekannte US-IT-Blogger John Gruber.

Zwar lassen sich ohne Kopierschutz versehene Dateien für das Gerät aufbereiten. Doch dies lässt sich Amazon teuer bezahlen: Will man etwa ein Textverarbeitungsdokument aus Word auf das Gerät schieben, muss man es per E-Mail an Amazon schicken, was pro Weiterleitung an den Kindle 10 US-Cent kostet. Auf Unverständnis stößt der Konzern bei Kritikern auch mit seiner weiteren Preisgestaltung. Mit 9 Dollar 90 sind einzelne Werke zwar verhältnismäßig günstig, rechnet man einmal den Gerätepreis klein. Dafür langt Amazon an anderer Stelle zu: Will man etwa populäre und im Internet kostenlos Blogs auf dem Gerät lesen, kostet das bis zu 2 Dollar im Monat - obwohl die eingebaute Web-Software des Kindle Internet-Seiten nur eingeschränkt darstellen kann.

Kritik gibt es auch an der Zeitungsfunktion. Im Abo (bis zu 15 Dollar im Monat) kann man unter anderem die "New York Times", das "Wall Street Journal", aber auch "FAZ" und "Le Monde" empfangen. Allerdings entspricht die Darstellung nicht dem Original, so dass man sich recht mühsam von Artikel zu Artikel hangeln muss. Auch soll die Lesequalität nicht ganz so gut sein, wie von Amazon behauptet: "Wie Papier ist der Bildschirm nicht", schreibt der Fachdienst "Paid Content". Uneingeschränktes Lob erhält Amazon allerdings für eine andere Innovation: Der Kindle wird über das Mobilfunknetz im US-Gebiet mit Inhalten versorgt, ohne dass der Kunde einen Datenübertragungspreis zahlen müsste.

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