Bahn-Tarifstreit: Stillstand bei Zügen und Verhandlungen

Die Lokführergewerkschaft GDL hat einen 42-stündigen Streik im Güterverkehr begonnen. Die Bahn lehnt neues Angebot weiterhin ab, will aber neue Gespräche.

Bestreikt bis Samstagmorgen um 6 Uhr: Güterzug Bild: dpa

BERLIN rtr/dpa/ap/taz Mit einem bundesweiten Streik im Güterverkehr hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Donnerstag den Druck auf die Deutsche Bahn weiter erhöht. Der Streik soll 42 Stunden dauern und am Samstagmorgen um 6 Uhr enden. Am Nachmittag standen bereits viele Frachtzüge in den Depots. Die tatsächlichen Auswirkungen waren noch nicht klar, weil ein Großteil des Güterverkehrs in der Nacht stattfindet. Die GDL ging davon aus, dass von den Lokführern im Güterverkehr der Deutschen Bahn etwa ein Drittel im Dienst sei.

Der Arbeitskampf im Güterverkehr werde die Bahn stärker unter Druck setzen als die bisherigen Blockaden im Regionalverkehr, sagte der stellvertretende GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. Die GDL sei aber bereit, noch weiter zu gehen. "Falls das die Bahn immer noch nicht dazu bewegt, ein verhandlungsfähiges Angebot zu bringen, dann werden wir nächste Woche mit den anderen Transportbereichen des Personenverkehrs in den Arbeitskampf einsteigen."

Von der Bahn gab es widersprüchliche Signale. DB-Transportvorstand Norbert Bensel erklärte, es werde kein neues Angebot geben. Bahnsprecher Uwe Herz deutete hingegen eine Kompromissmöglichkeit in der bislang heftig umstrittenen Frage eines eigenständigen Tarifvertrags für die Lokführer an.

Margret Suckale, Personalvorstand der Bahn, sieht im Streik eine ernste Bedrohung der Wirtschaft. "Viele unserer Kunden haben schon Kurzarbeit anmelden müssen", sagte sie. Die Industrie, die im Vorfeld vor den dramatischen Folgen eines Streiks gewarnt hatte, reagierte am Donnerstag hingegen zurückhaltender: Vorerst wird nicht mit größeren Störungen in der Produktion und Auslieferung gerechnet. So weit wie möglich seien alternative Transportmöglichkeiten und zusätzliche Lagerkapazitäten gesichert worden, hieß es bei Unternehmen. Sollte der Arbeitskampf in der nächsten Woche fortgesetzt werden, drohten allerdings massive Engpässe. Viele Unternehmen verfügen nur über wenige Tage Puffer.

Besonders alarmiert sind die deutschen Seehäfen. Deren Zentralverband ZDS warnte erneut vor einem massiven Streik. Von den Häfen werde jede dritte Tonne über die Schiene ins Land transportiert, sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Heitmann. Maximal könnten zwei Tage überbrückt werden. Danach würden sich Schiffe stauen und der Verkehr zusammenbrechen.

Deutschlands größter Autobauer Volkswagen schließt bei einem längerem Streik Kurzarbeit in den deutschen Werken nicht aus. Bei der Bundesagentur wurde dies aber noch nicht angemeldet. Ob dies nötig werde, hänge vom Verlauf des Streiks ab, sagte ein Sprecher. Pro Arbeitstag sind allein für VW 2.000 Güterwaggons im Einsatz. Der Autohersteller Daimler befürchtet vorerst keine größeren Engpässe. Man verlagere noch mehr Transporte auf die Straße. Bei Porsche dagegen könnte das Werk in Leipzig sehr rasch stillstehen. Die Karossen für den Geländewagen Cayenne könnten aus Bratislava nur per Bahn herbeigeschafft werden.

Energiekonzerne wie Vattenfall und RWE sehen zunächst ebenfalls keinen Grund zur Sorge in der Strom- und Wärmeversorgung. Der Großteil der Kohlelieferungen für die Berliner Heizkraftwerke komme per Schiff, sagte eine Vattenfall-Sprecherin. Außerdem habe jedes Werk Vorratshalden für ein bis zwei Monate. "Wir werden nicht im Dunklen und im Kalten sitzen." Bei RWE hieß es, sofern Kraftwerke nicht ohnehin nahe an Kohlezechen lägen, wolle die Bahn die Versorgung sicherstellen. Auf den Personenverkehr hatte der Streik bis zum Nachmittag keine Auswirkungen.

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