Konkurrenz in der Stromindustrie: Stadtwerke wollen stärker kooperieren

Kommunale Energieanbieter sehen sich vom Billigstrom der Großkonzerne bedroht und fordern Gesetzesänderungen. Mit Öko-Tarifen könnten sie sich abheben.

Wahrzeichen Wuppertals und Aushängeschild der Stadtwerke: die Schwebebahn. Bild: dpa

BERLIN taz Die Stadtwerke sehen sich durch die großen Energiekonzerne zunehmend bedroht. Mit ihren Billigmarken für Strom setzten diese die kommunalen Anbieter unter Druck, berichtete der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) am Donnerstag in Berlin. Als Gegenmaßnahme setzen die Stadtwerke auf stärkere Zusammenarbeit. 60 Prozent der Stadtwerke seien bereits Kooperationen eingegangen, und dieser Trend werde sich weiter verstärken. Meist gehe es bei der Zusammenarbeit um gemeinsamen Einkauf. So ließe sich etwa durch den Kauf größerer Strommengen ein Preisvorteil erzielen, sagte Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des VKU. "Auf diese Weise können kommunale Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern."

Der Gesetzgeber mache die Kooperation zwischen den Stadtwerken allerdings nicht gerade einfach, kritisierte Reck. Das Gemeindewirtschaftsrecht, das die Kooperation zwischen Stadtwerken regele, sei in den Bundesländern uneinheitlich. Eine länderübergreifende Zusammenarbeit sei darum kaum möglich. Hier sei eine Harmonisierung dringend erforderlich, sagte Reck. Schließlich sei die engere Zusammenarbeit der Stadtwerke eine wichtige Alternative zum Verkauf von Anteilen an Investoren und helfe somit, die Eigenständigkeit zu bewahren.

Für die Stadtwerke steht viel auf dem Spiel: Durch den zunehmenden Wettbewerb könnten 10 bis 15 Prozent der Arbeitsplätze verlorengehen, erklärte Michael Wübbers, stellvertretender VKU-Geschäftsführer. Auch Investititionen in die regionale Wirtschaft müssten dann reduziert werden. Derzeit würden 80 Prozent der Aufträge von Stadtwerken von regionalen Unternehmen erledigt - mit einem Volumen von 2 Milliarden Euro.

Auch ökologisch können sich die Stadtwerke von den Wettbewerbern abheben. Die Städtischen Werke Kassel beliefern ihre 97.000 Privatkunden seit Dienstag mit Strom aus Wasserkraft. Einige kleinere Stadtwerke tun dies schon länger. Damit versuche man, den Wünschen des Kunden entgegenzukommen, sagte VKU-Sprecherin Rosemarie Folle. Noch interessanter seien aber Öko-Tarife, deren Mehrpreis direkt in den Ausbau von regenerativer Energien in der Region investiert werde. Bei der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung haben die Stadtwerke nach VKU-Angaben ihre Zusagen erfüllt. 34 Unternehmen planen zudem neue KWK-Anlagen mit einer Leistung von 2.200 Megawatt.

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