Lufthansa lässt weiterfliegen: Aus für schwedische Pannen-Flieger

Nach einer wochenlangen Unfallserie trennt sich die Fluggesellsschaft SAS von allen Flugzeugen des Typs Dash 8-Q 400. Bei Lufthansa fliegt der Flieger jedoch weiter.

"Wir wollen dieses Modell nicht mehr haben": SAS-Maschine nach Bruchlandung in Vilnius Bild: dpa

STOCKHOLM taz Die skandinavische Fluggesellschaft SAS hat aus Sicherheitsgründen ein Zehntel ihres Flugzeugparks ausgemustert. Ab sofort wird keines ihrer 27 Exemplare vom Typ des Dash 8-Q 400 mehr für SAS fliegen, nachdem am Wochenende das Fahrwerk eines der Propellerturbinen-Flugzeuge bei der Landung zum dritten Mal gebrochen war.

Aufgrund des Verzichtes musste SAS am Montag 72 Flüge streichen. Nach vorläufigen Schätzungen wird die Entscheidung SAS bis zu 43 Millionen Euro bis Ende des Jahres kosten.

Das von Bombardier in Kanada gebaute Modell war seit sieben Jahren Rückgrat des SAS-Regionalverkehrs und wurde auch für Flüge nach Berlin und Norddeutschland eingesetzt. Bei weltweit 20 anderen Fluggesellschaften soll die Dash aber offenbar weiterfliegen. Lufthansa-Tochter Augsburg Airways will ihre Flugzeuge vom Typ Dash-8 weiter nutzen. "Wir haben in keinster Weise irgendeine Indikation, an der Lufttüchtigkeit der Maschinen zu zweifeln", sagte Betriebsleiter Wolfgang Huber. "Wenn nur der leiseste Zweifel wäre, dann würden wir reagieren".

Begonnen haben die Havarien am 9. September im dänischen Aalborg. Dort war bei einer Landung das rechte Fahrwerk einer Dash einfach abgeknickt. Wohl nur aufgrund eines glücklichen Zufalls gab es lediglich fünf Leichtverletzte. Drei Tage später musste eine SAS-Maschine im litauischen Wilnius wegen ähnlichem Fahrwerkschaden notlanden. Am vergangenen Samstag gab es die dritte Havarie, als sich bei der Landung in Kopenhagen das Fahrgestell einer Dash-Maschine nicht korrekt ausfahren liess. Dazwischen gab es acht weitere technische Zwischenfälle, darunter eine Notlandung mit einer baugleichen Dash der Augsburg Airways am 21. September in München.

"Wir wollen dieses Modell nicht mehr haben", begründete SAS-Konzernchef Mats Jansson den jetzigen Schritt: "Es zerstört den Ruf von SAS." Die seit Jahren unprofitable Gesellschaft hatte in den letzten Wochen viele KundInnen verloren, die sich weigerten, mit dem Modell zu fliegen. Nach der Havarie am Samstag erklärte auch das SAS-Kabinenpersonal sein Unbehagen in einer Erklärung. In einem Pilotendiskussionsforum im Internet schreibt ein "erfahrener SAS-Pilot" von "endlosen Problemen mit dem Fahrgestell".

Turbopropmaschinen sind bei Fluggesellschaften wegen ihrer Wirtschaftlichkeit geschätzt. Sie sind zwar langsamer, dafür im Betrieb aber rund ein Drittel günstiger als vergleichbare Jetflugzeuge. Aber das Modell scheint auffallend fehleranfällig. Laut einem nicht öffentlichen Bericht der Kopenhagener Luftfahrtbehörde soll dieser Typ in den letzten Jahren in 30 bis 40 Prozent aller "ausserplanmässigen technischen Zwischenanfälle" auf dem Kopenhagener Flughafen verwickelt gewesen sein - obwohl er nur für 10 Prozent der eingesetzten Flugzeuge steht.

Nach den Havarien im September wurden als mögliche Ursache teilweise massive Rostangriffe an der Fahrgestellhydraulik und anderen Teilen des Fahrgestells festgestellt. SAS versuchte danach, den schwarzen Peter auf den Flugzeughersteller Bombardier zu schieben: Dieser habe nicht auf diese möglichen Schwachstellen hingewiesen. Bombardier entgegnete, dass offenbar nur SAS solche Probleme habe, diese aber bei den für andere Fluggesellschaften fliegenden Exemplaren nicht auftreten würden. Was wiederum die skandinavische Luftaufsichtsbehörde STK zurückwies. STK-Chef Karl-Erik Mårtensson: Es gebe Meldungen anderer Gesellschaften aufgrund deren man davon ausgehe, dass bei "bis zu 80 Prozent" der weltweit rund 180 Maschinen dieses Typs "vergleichbare Fehler" entdeckt worden seien.

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