Reise nach Birma: In einer nachrichtenlosen Blase

Urlaub machen wollten der taz-Redakteur Bert Schulz und seine Freundin. Doch aus der Reise nach Birma wird ein Trip durchs Ungewisse.

Demonstranten in Rangun am 26. September 2007 Bild: dpa

Es ist zehn Uhr morgens, als wir in Rangun in den Zug steigen. Mittwoch, der 26. September - der Tag, an dem die Militärjunta die seit Wochen andauernden Proteste ein für alle Mal unterbinden will. Zwei der Demonstrationen gegen die jüngsten, staatlich verordneten Benzinpreiserhöhungen, das Militär und letztlich gegen das gesamte Regime hatten wir in Rangun miterlebt. Wir standen daneben und waren beeindruckt. Ein schönes symbolhaftes Bild: Der Gewaltfreiheit verpflichtete Buddhisten protestierten gegen Generäle, deren Macht auf Terror gegen die Bevölkerung, Ausbeutung der Rohstoffe und Korruption beruht.

Insgesamt 31 Stunden zieht sich die Fahrt von Rangun, Birmas wichtigster Stadt, bis zu einem kleinen Touristenort in Zentralbirma. Doch als wir dort ankommen, ist aus dem Urlaub etwas anderes geworden. Was genau, ist uns bis heute nicht klar.

Nur wenige Stunden nach unserer Abreise aus Rangun feuern Soldaten in die friedliche Menge aus Mönchen, politischen Aktivisten, einfachen Bürgern. Am Schluss sind, nach offiziellen Angaben, zehn Menschen tot. Unzählige werden verprügelt, von Tränengas und Gummigeschossen verletzt, verhaftet. Wir sitzen im Zug und tuckern durch ein angeschossenes Land - ohne etwas von der Eskalation zu wissen. Erst am Donnerstag erzählt uns der Hotelier von den Toten.

Die Regierung hat das Internet abgeschaltet, die Empfangsqualität von BBC nimmt stetig ab, wir reisen nun vollends im nachrichtenleeren Raum. Wir haben keinen Kontakt nach Deutschland, wissen nichts von den Sorgen unserer Freunde und Familien um uns. Auf der Weiterreise erreichen uns weitere Gerüchte. Während wir an sanften Hügeln und Dörfern aus Bambushütten vorbeigleiten, hören wir von Razzien des Militärs, bei denen ganze Klöster leergeräumt werden; von Erschießungen auf offener Straße. Ein Tourist erzählt uns, dass am Flughafen die Filme und Speicherchips der Touristen einkassiert würden. Wir überlegen uns, wie man sie wohl hinausschmuggeln könnte.

Bei einer fünftägigen Fahrt mit einem Fährschiff über den Irrawaddy machen wir Bekanntschaft mit den Spitzeln der Junta. Dass wir beide Journalisten sind, haben wir verschwiegen. Drei Wochen später, wieder in Rangun, scheint sich die Lage normalisiert zu haben, aber die meisten Händler vor der berühmten Shwedagonpagode sind verschwunden, die meisten buddhistischen Klöster wirken wie ausgestorben. Was mit den Mönchen passiert ist, wissen wir nicht.

Die komplette Geschichte über die Birmareise von Bert Schulz erscheint am Samstag im Magazin der Tageszeitung. Am Kiosk.

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