Che-Doku: Der falsche Freund

Die Doku "Schnappschuss mit Che" (Di, ARD, 22.45 Uhr) verfolgt die letzten Tage Guevaras in Bolivien - und enttarnt eine Fälschung.

Die offizielle Grabstätte Guevaras auf Kuba. Bild: ap

Vierzig Jahre nach dem Tod von Che Guevara entlarvt der Dokumentarfilm "Schnappschuss mit Che" (morgen, ARD, 22.45 Uhr) das letzte Foto im Leben des Revolutionärs als Fälschung eines CIA-Agenten - und zerstört damit fast eine Freundschaft, die er eigentlich porträtieren wollte.

Es ist das letzte Foto im Leben von Che Guevara - aufgenommen kurz vor seiner Erschießung am 9. Oktober 1967 in Bolivien. Man sieht einen geschlagenen, gedemütigten Che, daneben steht mit stolz geschwellter Brust der junge CIA-Agent und Exil-Kubaner Felix Rodriguez. Er gilt als der Mann, der Che Guevara zur Strecke gebracht und das letzte Verhör mit ihm geführt hat. Seine Aussagen über die letzten Stunden im Leben des kubanischen Revolutionärs sind - wie das berühmte Foto - in die Geschichtsbücher eingegangen. Nun aber kratzt der Dokumentarfilm "Schnappschuss mit Che" des dreifachen Grimme-Preisträgers Wilfried Huismann an der Glaubwürdigkeit von Rodriguez. Nach Recherchen in Bolivien und den USA glaubt Huismann beweisen zu können, dass das Foto eine Fälschung ist.

Eigentlich wollte der Bremer Regisseur in seinem Film vor allem die Geschichte der höchst ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Felix Rodriguez und Dariel "Benigno" Alarcón erzählen - einem von nur drei Mitstreitern Che Guevaras, die den Guerilla-Kampf in Bolivien überlebten. Zurück auf Kuba machte Benigno als Geheimdienstoffizier Jagd auf Rodriguez, um den Tod Che Guevaras zu rächen. Vergeblich. "Es war, als hätte er sieben Leben - wie eine Katze", sagt Benigno im Film.

Viele Jahre später überwirft er sich mit Fidel Castro und flüchtet nach Frankreich ins Exil. Von dort nimmt er Kontakt mit Rodriguez auf, weil er wissen will, wie sich Che Guevara in den letzten Stunden seines Lebens verhalten hat. Und so werden aus den ehemaligen Todfeinden schließlich Freunde.

Eine schöne Geschichte, die mehr als genug Stoff für einen 45-minütigen Dokumentarfilm liefert. Doch während der Dreharbeiten kamen Huismann immer mehr Zweifel an den Aussagen von Rodriguez. Also recherchierte er - und fand in Bolivien unter anderem den Mann, der das Foto von Rodriguez und Guevara gemacht haben soll. Dieser bestätigte zwar, das Bild aufgenommen zu haben, schwor aber, dass Rodriguez damals nicht auf dem Foto gewesen sei. Offensichtlich - so lautet zumindest die These des Films - hat sich Rodriguez nachträglich in das Foto hineinmontiert. Vielleicht hoffte der CIA-Mann, mit der Fälschung den Mythos eines starken, unbesiegbaren Che Guevara zerstören zu können.

Indem er Rodriguez als Fälscher entlarvt, zerstört der Dokumentarfilm am Ende fast die Freundschaft, die er eigentlich nur porträtieren wollte. Gerade diese unerwartete Wendung aber macht "Schnappschuss mit Che" für den Zuschauer zu einem höchst unterhaltsamen Lehrstück über die kuriosen Verwicklungen lateinamerikanischer Geschichte.

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