Norwegen: Verrückter Millionär darf aus dem Knast

Wegen guter Führung darf er fünf Tage früher aus dem Knast: Der öffentlich umstrittene, als verrückt geltende norwegische Millionär Kjell Inge Røkke .

Vor dem Kast: Røkke 2005 im Gerichtsaal. Bild: dpa

Manche seiner KritikerInnen hätten den norwegischen Finanzmann Kjell Inge Røkke eigentlich gern früher im Knast gesehen. Als sich im vergangenen Jahr herausstellte, dass eine seiner Gesellschaften einen Vertrag für Servicearbeiten im US-Foltercamp Guantánamo übernommen hatte, hagelte es Proteste gegen den schwerreichen Unternehmer. Tatsächlich aber hat der Mann erst jetzt 25 Tage im Gefängnis abgesessen, und das aus ganz anderem Grund: Zwar nannte Røkke eine 17,5 Meter lange Luxusjacht sein Eigen, besaß aber keinen Bootsführerschein, um diese auch selbst steuern zu können. Den hatte er sich der Einfachheit halber durch Bestechung eines Schifffahrtsbeamten besorgt.

Als der 48-jährige Großindustrielle, Reeder und Exzentriker deshalb vor zwei Jahren mit vier Monaten Freiheitsentzug, davon drei auf Bewährung, bestraft worden war, glaubten viele, dass damit das Ende seines Höhenflugs eingeleitet worden sein könnte. Denn diese Verurteilung fiel in eine Zeit, in der auch die meisten seiner Geschäfte gar nicht mehr gut gingen, Røkke sogar seinen Privatjet und eine in Bau befindliche Luxusvilla in Florida verkaufen musste, um flüssig zu bleiben.

Doch der Milliardär aus der westnorwegischen Kleinstadt Molde war schon immer ein Stehaufmännchen. In der Schule war er wegen Lese-Rechtschreib-Schwäche gescheitert - als Fischer arbeitete er sich vom Maschinenraum eines Trawlers erst zum Herrn über eine Fischfangflotte und dann zum Herrscher über ein weit verzweigtes Konglomerat von Firmen empor, die im Öl-, Werften- und Fischzuchtgeschäft aktiv sind. Auch beim Spekulieren bewies er eine glückliche Hand: Er kaufte sich billig in kriselnde Branchen ein und verkaufte, wenn diese Topnotierungen aufwiesen. So zuletzt, als er sich im Frühjahr überraschend von der Schiffbaugruppe Aker-Yards trennte: Drei Monate später war der Aktienkurs um 30 Prozent gesunken.

Für die einen ist er der mit rund 3 Milliarden Euro Vermögen vermutlich reichste, jedenfalls unberechenbarste Kapitalist Norwegens, für andere schlicht ein Verrückter mit zu viel Geld.

Nach Jahren, in denen er vor allem mit seinem mondänen Lebensstil Schlagzeilen machte, gibt Røkke in letzter Zeit den spendenfreudigen Wohltäter. Besonders schlägt sein Herz dabei für den heimischen Fußballklub, dem er ein ganzes Stadion geschenkt hat. Weitere 2 Millionen Euro für Spielerkäufe hat er "Molde Fotball" gerade versprochen, damit der in der letzten Saison deklassierte Klub nach einem gerade anstehenden Wiederaufstieg auch den Verbleib in der obersten Liga sichern kann.

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